Glaubenskämpfe zwischen den Zeiten

Im Mittelpunkt steht die Neu(er)findung der protestantischen Theologie nach dem Ende des Ersten Weltkriegs vor dem Hintergrund der Geisteskultur der Weimarer Republik zwischen Kriegstraumata, Kulturpessimismus, technischem Fortschrittsglauben und demokratischem Aufbruch. Prominente Theologen wie Karl Barth, Paul Tillich und Emanuel Hirsch begannen in diesen Jahren ihre akademischen Karrieren, von den zeitgenössischen politischen und philosophischen Ideen ebenso beeinflusst wie von dem zunehmenden Bedeutungsverlust der Kirche durch Säkularisierung und Pluralisierung. Die politisch-ideologische Aufladung der Zeit führte dazu, dass die theologischen Debatten von radikalen Deutungs- und Glaubenskämpfen begleitet waren. Wohl nicht zufällig erhielt der Begriff der 'politischen Theologie' durch den Staatsrechtler Carl Schmitt in diesem Jahrzehnt seine Ausprägung. Die Autor*innen nehmen sowohl die Aneignung einzelner theologischer Kampfbegriffe als auch die Beziehungen geistesgeschichtlicher Akteur*innen in den Blick, um die in den jeweiligen Konstellationen erzeugten Denkräume zu erschließen.