Globale Bildungsmobilität 1850-1930

Studieren im Ausland: humanitäre Krisen, Solidarität und die Formierung eines globalen Handlungsfelds. Studieren im Ausland ist heute scheinbar normal. Die meisten Programme versehen dies dabei mit dem Auftrag, internationale Verständigung zu fördern. Isabella Löhr analysiert, wie diese Verbindung von Bildungsmobilität und Verständigung im Verlauf des Ersten Weltkriegs entstand. Die Europäische Studentenhilfe war eine aus der studentischen Missionsbewegung des 19. Jahrhunderts kommende humanitäre Organisation, die ab 1920 in den Universitätsstädten im östlichen Europa tätig wurde. Sie verband Bildungsmobilität mit humanitärer Hilfe und transformierte studentische Mobilität in ein gesellschaftspolitisches Sujet, das innerhalb weniger Jahre zu einem Gegenstand bildungspolitischer Interventionen auf globaler Ebene aufrückte. Die humanitäre Sorge für Studierende diente nach dem Krieg als Modell für eine Verständigungspolitik, die ein Denken in Kategorien von Nation, Minderheiten und Rasse/race als großes Problem der Zeit ansah und das Ideal einer globalen studentischen Gemeinschaft als Lösung propagierte. Ein wesentliches Element der modernen Universitätsausbildung - Mobilität für den Wissenserwerb - wurde damit von religiösen und humanitären Handlungslogiken und Weltsichten geprägt.

Isabella Löhr forscht am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück. Sie leitet die Nachwuchsgruppe »Die wissenschaftliche Produktion von Wissen über Migration« und arbeitet u. a. zur europäischen und globalen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, zur Migrations- und Mobilitätsforschung mit Schwerpunkt Bildung und Wissenschaft und zur Geschichte des Völkerrechts.

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