Goethe Vorlesungen (1940-1941)

Ernst Cassirer publizierte zahlreiche Aufsätze und andere Texte zu verschiedenen Aspekten von Goethes Werk. Die hier vorliegenden, in den Jahren 1940 und 1941 gehaltenen Goethe-Vorlesungen geben einen umfassenden Überblick über Goethes Dichtung und Lebensauffassung und dokumentieren den Hintergrund für Cassirers lebenslange Beschäftigung mit Goethe. Die hier erstmalig publizierten »Goethe-Vorlesungen«, gehalten in den Jahren 1940 und 1941 in Göteborg und Lund, sind die letzten größeren wissenschaftlichen Arbeiten, die Cassirer in deutscher Sprache verfasste. In diesen Vorlesungen erinnert sich der Autor an seine allerersten wissenschaftlichen Arbeiten, die er als Student der Germanistik im Jahr 1893 verfertigt hatte. Die entsprechenden Arbeiten werden im Anhang abgedruckt, so dass dieser Band Anfang und Ende von Cassirers Schaffen in seiner Muttersprache umfasst. Bereits als Student trat Ernst Cassirer der Goethe-Gesellschaft bei, und bis zu seinem Studienwechsel von der Germanistik zur Philosophie stand Goethes Werk im Zentrum seiner akademischen Interessen. Im Laufe der Jahre publizierte er ein Dutzend Aufsätze und andere Texte zu verschiedenen Aspekten von Goethes Werk. Die über zwei Semester gehaltenen Goethe-Vorlesungen geben einen umfassenden Überblick über Goethes Dichtung und Lebensauffassung und lassen besser als seine anderen Goethe-Studien den Hintergrund für Cassirers lebenslange Beschäftigung mit dem Dichter und Wissenschaftler Goethe sichtbar werden. »Einmal einen Zyklus von Goethe-Vorträgen halten zu dürfen - das gehörte immer zu meinen akademischen Lieblingsplänen. Aber dieser Plan kam nie zur Ausführung. Seit fast 50 Jahren habe ich nun wieder und wieder Goethe gelesen; ich habe vieles über ihn gelesen; ich habe Manches über ihn geschrieben und veröffentlicht; bei verschiedenen Gelegenheiten, u.a. auch hier in G[öteborg] Goethe-Vorträge gehalten - aber ein eigentliches Goethe-Kolleg habe ich nie gehalten.« (Aus der Einleitung)

Ernst Cassirer wird 1874 in Breslau geboren. Er studiert Jura, Literatur und Philosophie in Berlin, wechselt aber dann nach Marburg und schließt sich der Marburger Schule des Neukantianismus an. 1899 erfolgt die Promotion mit einer Schrift über Descartes bei Paul Natorp. Nach seiner Habilitation 1906 hält Cassirer als Privatdozent Lehrveranstaltungen in Berlin und folgt dann 1919 einem Ruf an die neugegründete Universität in Hamburg. Hier kommt es zu einer außerordentlich fruchtbaren Zusammenarbeit mit der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg, in der der Grundstein für die Entwicklung seines Hauptwerkes Die Philosophie der symbolischen Formen gelegt wird. In diesem dreibändigen Werk (1923-29) wird der Entwurf einer systematischen Philosophie der Kultur unternommen. Dem Begriff der symbolischen Formen, in denen sich menschliches Erleben mit Hilfe z. B. von Sprache, Kunst, Mythen oder Wissenschaft ausdrückt, kommt dabei die Funktion zu, einen geistigen Bedeutungsgehalt mit einem sinnlichen Zeichen zu verknüpfen. Kultur ist in diesem Zusammenhang die Sinnschöpfung des Menschen durch Symbole, was dem Umstand Rechnung trägt, daß es auch primitivere Formen der Welterkenntnis gibt.1933 emigriert Ernst Cassirer über England nach Schweden und nimmt die schwedische Staatsbürgerschaft an. Acht Jahre später übersiedelt er mit seiner Frau und drei Kindern nach Amerika, wo er bis zu seinem Tod 1945 verschiedene Lehrtätigkeiten ausübt.

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