Gott spricht Kastilisch - Nation und Religion im Spanien des Siglo de Oro

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2,0, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Veranstaltung: Hauptseminar Nationenbildung in China und Europa. Ein Vergleich, Sprache: Deutsch, Abstract: Vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie diese für Spanien identitätsstiftende Verbindung zwischen dem sich ausformenden modernen Staat der spanischen Könige und der Religion zustande kam und ob man aufgrund dieses religiös geprägten Gemeinschaftsgefühls von Spanien als einer frühmodernen Nation sprechen kann. Der untersuchte Zeitraum erstreckt sich über das spanische Siglo de Oro, das sogenannte Goldene Zeitalter, welches mit den Reyes Católicos, also den Katholischen Königen Isabella I. von Kastilien (*1451 +1504) und Ferdinand von Aragòn (*1452 +1516) und dem Ende der Reconquista im Jahr 1492 angesetzt wird und mit Philipp II. (1556-1598) ausklingt. Diese Epoche erlebt den Aufstieg Spaniens von einer durch Matrimonialunion geeinten Ländermasse zu einem machtvollen und prononciert katholischen Reich, in dem die Sonne sprichwörtlich nicht untergeht und das nicht nur der Reformation widersteht, sondern der Kirche Millionen neuer Seelen in seinen amerikanischen Kolonien hinzugewinnt. Diese Arbeit nähert sich dem skizzierten Zeitabschnitt über einen ideengeschichtlichen Diskurs, welcher zunächst den Begriff der Nation untersucht und die Thesen entwickelt, welche in den folgenden Ausführungen verteidigt werden sollen. Im weiteren wird an ihren Entwicklungsstufen die Bedeutung der Religion hierfür erläutert. Jede Vorstellung von Nation sieht sich vor die Aufgabe gestellt, die vorhandenen Unterschiede zwischen lokalen, sozialen und sprachlichen Schichten zu überwinden und die divergierenden Gruppen zusammenzufassen. Dementsprechend muss dieser Nationalismus auf gemeinsame Geschichte und Religion rekurrieren, da jeder Versuch nationaler Sinngebung eben auf Idealvorstellungen angewiesen ist, welcher alle Teile der Nation gleichermaßen anspricht. Sie unterscheidet sich von Ad-Hoc Interessengemeinschaften somit durch eine besondere, überdauernde Zielsetzung. Das spanische Königtum bediente sich der Kirche somit im wesentlichen aus zwei Motiven heraus: Der Zentralisierung und Stärkung der staatlichen Macht und der Schaffung religiöser Homogenität. Neben der Religion trugen auch andere ihr verbundene Diskurse zur Ausbildung und Konsolidierung nationaler Bindungen bei, vor allem die siegreiche Reconquista, die Kolonisation Amerikas und das Konzept der Limpieza de sangre. Diesen Umständen und ihren Akteuren ist der zweite Sinnabschnitt mit ereignisgeschichtlichem Schwerpunkt gewidmet.

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