Gottes Handeln und die Risikologik der Liebe

Geht Gott auf Gebete ein? Nach der Bibel hat er zumindest die Fähigkeit dazu. In verstörend vielen Fällen unterbleibt indessen seine Hilfeleistung offenkundig. Religionsphilosophisch stellt sich die Frage: Ist es rational überhaupt vertretbar, von einem gelegentlichen Eingreifen Gottes in den Lauf der Welt auszugehen? Indem Gott nach jüdisch-christlichem Glauben Wesen mit freiem Willen schuf, hat er eine Wirklichkeit mit einer offenen Zukunft zugelassen. Deren Entwicklung ist auch für den Schöpfer selbst nicht vollständig vorhersehbar. Gott und Mensch agieren als Kooperationspartner in einer Dynamik des Gebens und Nehmens, die im Gebet neu abgestimmt werden kann. Ein solches Vertrauensverhältnis birgt nicht nur ein hohes Risiko des Scheiterns. Der Weg zum Ziel echter Liebe und wahren Glücklichseins für alle Geschöpfe ist zudem mit Leiderfahrungen gepflastert. Daran kann selbst ein Schöpfergott nichts ändern - oder doch?