Gottesacker-Geschichten als Gedächtnis

In der pietistischen Glaubensgemeinschaft der Herrnhuter Brüdergemeine ist seit der Mitte des 18. Jahrhunderts bis heute jedes Mitglied dazu angehalten, vor seinem Tod einen Lebenslauf zu verfassen, der beim Begräbnis verlesen und anschließend archiviert wird. Der in dieser Studie unter dem Begriff 'Gottesacker-Geschichten' zusammengefasste Lebenslaufbestand der thüringischen Ortsgemeinde Neudietendorf bildet die Quellengrundlage für eine historische Ethnographie brüderischer Erinnerungskultur. Vor dem Hintergrund der kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung werden die Lebensläufe quellenkritisch als Medien eines kollektiven Gedächtnisses interpretiert und ausgewählte Leitlinien des Erinnerns unter den Schlagworten Brüderisch werden - Brüderisch leben - Brüderisch glauben - Brüderisch sterben inhaltlich analysiert. Ein Blick auf Erinnerungskultur und Gedächtnis in der Herrnhuter Brüdergemeine heute rundet die ethnographische Darstellung ab.