Grossmutter erzählt

«Es war kurz vor Weihnachten. Über die Ägerti verlief die Strasse eine halbe Stunde wie in einem Tunnel. Allein wagte Lisabeth nicht durch die Finsternis zu gehen. Sie versteckte sich. Da kam ein junger verheirateter Mann. Sie ging hinter ihm her. Er hörte ihre Schritte, hatte Angst, eilte davon und versteckte sich hinter einem Nussbaum. Sie hustete laut, nahm lange Schritte und trat weiter oben auch hinter einen Baum. Er ging daran vorbei und sie folgte ihm nach. Da rannte er davon...» Elisabeth Bünter-Zurschmiede (1877-1966) erzählte gerne aus früheren Zeiten, wenn ihr Enkel Heinz Balmer und seine Frau Ruth sie im Altersheim besuchten. Aus den zahlreichen Notizen, die dabei entstanden, hat Ruth Balmer ein eindrückliches Lebensporträt zusammengestellt. Ein Stück Zeitgeschichte (nicht nur) aus Wilderswil.

Ruth Balmer wurde am 20. Oktober 1940 im damaligen Dürrgraben (heute Heimisbach) in der Gemeinde Trachselwald geboren. Sie besuchte neun Jahre die Primarschule im Weiler Thal. Neben den Büchern aus der Bibliothek las sie schon früh die Werke ihres Grossonkels Simon Gfeller. 1956 trat sie in das Lehrerinnenseminar der Neuen Mädchenschule in Bern ein. Hier öffnete sich ihr eine neue Welt. Sie liebte die Sprach- und Musikfächer, aber auch die Mathematik. 1960 erhielt sie das Primarlehrerinnenpatent. Anschliessend unterrichtete sie zwei Jahre in Häleschwand bei Signau. Dann studierte sie fünf Semester Germanistik und Geschichte in Basel und Bern. Seit ihrer Heirat mit Heinz Balmer im Frühling 1963 lebt sie in Konolfingen. Sie ist Mutter von zwei Töchtern und drei Söhnen. Ab 1973 arbeitete sie in der Volkshochschule Münsingen mit. 1978 wurde sie in den Kirchgemeinderat Konolfingen gewählt. Dieses Amt hatte sie zwölf Jahre inne, davon acht Jahre als Sekretärin. 1990 kehrte sie in ihren ursprünglichen Beruf zurück und übernahm bis 1996 ein Teilpensum an der Schule Mirchel.

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