Kuriose Figuren, minutiöse Studien nicht ebenmäßiger Gesichter, szenische ?Wimmelbilder? und Maskenfiguren der Commedia all'improvviso: 125 Zeichnungen Lodovico Ottavio Burnacinis (1636-1707) im Bestand des Theatermuseums in Wien sind den Themen Groteske und Comoedie zuzuordnen. Geprägt von leuchtenden Farben und lustvoller Veränderung ?natürlicher? Proportionen, zeugen sie von einem Menschenbild, in dem die Grenzen zwischen dem Pflanzlichen, Tierischen, Mechanischen und Humanen verschwimmen. In dieser Konfusion erzeugt die Unheimlichkeit des Un- oder Andersförmigen das Lachen. Die Wiederentdeckung der ikonografisch bemerkenswerten Blätter Burnacinis regte zu einer multidisziplinären Auseinandersetzung mit dem Thema der Groteske und ihrer Rezeption an. Die zwei Abschnitte dieses Bandes befassen sich mit den Vorbildern Burnacinis und der zeitgenössischen Ikonografie des Grotesken, mit grotesken Praktiken in Literatur, Theater und Film bis in die Gegenwart sowie mit der Groteske als ästhetischer Kategorie.

Stefan Hulfeld: Studium der Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft an der Universität Bern (2006 Habilitation mit der Schrift 'Theatergeschichtsschreibung als kulturelle Praxis. Wie Wissen über Theater entsteht'). Seit 2006 Professor für Theater- und Kulturwissenschaft an der Universität Wien. Neuere Publikationen: 'Theatre in the Context of the Yugoslav Wars' (London: Palgrave Mac Millan 2018, hg. gemeinsam mit Jana Dole?ki and Senad Halilba?i?) und 'Spieltexte der Comoedianten. Deutsches Internationaltheater aus dem Kodex Ia 38.589 der Wienbibliothek' (Göttingen: V & R unipress 2020, hg. gemeinsam mit Matthias Mansky). Rudi Risatti: Studium der Szenografie und Doktorat in Philosophie und Kunstanthropologie an der Wiener Akademie der bildenden Künste (2011 Promotion). Seit 2013 Kurator im Theatermuseum in Wien, zunächst in der Sammlung der Bühnenbildmodelle und Kostüme, seit Mai 2015 Kustos der Sammlungen der Handzeichnungen und Modelle. Forschungsschwerpunkte: Morphologie und historische Entwicklung der Bühne, Inszenierungsformen des Mittelalters, Theaterästhetik und -technologie in Renaissance und Barock, Rekonstruktion historischer Theaterereignisse durch digitale Medien. Ausstellungen: 'Spettacolo barocco! Triumph des Theaters' (2016), 'Der magische Raum. Bühne-Bild-Modell' (2017), 'Groteske Komödie. Lodovico Ottavio Burnacini' (2020), 'Höhere Mächte. Von Menschen, Göttern und Naturgewalten' (2021) und 'ART-ES. From real life into the world of art' (2021, virtuelle Ausstellung). Andrea Sommer-Mathis: Studium der Theaterwissenschaft und Romanistik (Italienisch) an der Universität Wien (1982 Promotion). Seit 1984 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, zunächst in der Kommission für Theatergeschichte (Österreichs), dann am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte. 2000-2007 Leiterin der Verwaltung (Vize-Direktorin) des Historischen Instituts am Österreichischen Kulturforum in Rom. Forschungsschwerpunkte: Theater, Fest und Zeremoniell an den Habsburgerhöfen in der Frühen Neuzeit; italienische Opernlibretti des 17. und 18. Jahrhunderts; Wiener Kärntnertortheater als Opernbühne 1728-48. Mehrfach Kuratoren-Tätigkeit bei Ausstellungen im In- und Ausland, zuletzt 'Spettacolo barocco! Triumph des Theaters' im Theatermuseum in Wien (2016).