Hannah Arendt und die Erfahrung als Staatenlose im amerikanischen Exil in der Zwischenkriegszeit

Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Geschichte Europas - Zeitalter Weltkriege, Note: 1,0, Universität Leipzig (simon dubnow), Veranstaltung: 'Staatenlose, Staatenlosigkeit und jüdische Erfahrung im Europa der Zwischenkriegszeit', Sprache: Deutsch, Abstract: Hannah Arendts Aufsatz 'Wir Flüchtlinge' beleuchtet die zentralen Punkte der Erfahrung von Heimatlosigkeitlosigkeit im jüdischen Exil in den Vereinigten Staaten von Amerika in der Zwischenkriegszeit und dient damit in der vorliegenden Arbeit als Forschungsgrundlage. Die Punkte die Hannah Arendt in ihrem Aufsatz thematisiert, sind der Zusammenbruch der privaten Welt, das Exil in Amerika und die Krise der Selbstwahrnehmung sowie die Erfahrung der Fremdheit in der Disparität von Heimat und Anpassung. Hannah Arendt beschreibt in ihrem Essay außerdem den großen Konflikt des assimilierten Judentums im Umgang mit dem Jüdisch-Sein: Arendt thematisiert die Herausforderung als Flüchtling sich selbst und anderen treu zu sein, also die Herausforderung die 'unveränderliche Wahrheit' zu akzeptieren und damit thematisiert der Aufsatz letztlich den Konflikt zwischen bewusstem Parias und Parvenue. Der Aufsatz, 'We Refugees' - 'Wir Flüchtlinge', erscheint erstmals im Menorah Journal in New York im Jahr 1943 auf englisch, demnach nicht in der Muttersprache der Autorin. Zwar ist die Exilerfahrung Hannah Arendts ein eigentlich persönliches Ereignis, doch 'wir können nicht begreifen, dass es dabei weniger um uns als einzelne geht, sondern um das ganze jüdische Volk.' Das jüdische Exil ist nunmehr ein 'persönliches Massenereignis' und dessen ist sich Arendt gewahr, indem sie ihren Aufsatz 'Wir Flüchtlinge' überschreibt. Die Wahl des 'Wir' täuscht dabei eine Gemeinsamkeit vor oder geht von einer Gemeinsamkeit aus. Die Verwendung des 'Wir' verweist zudem auf die individuelle und zugleich kollektive Erfahrung des unerwünscht- und zurückgewiesen-Seins. Das Anliegen der Arbeit ist die Darstellung der Lücke zwischen alter Heimat und 'neuer Heimat', also die Existenz des Staatenlosen zwischen Heimatverlust und Leerlauf, endlich die Darstellung der Lücke als dem Lebensraum jüdischer Exilanten sowie die Lücke als dem Fundament der Krise der Selbstwahrnehmung. Die Arbeit konzentriert sich in der Hauptsache auf den Zeitraum von Hitlers 'Machtergreifung' bis zum Erscheinen von Arendts Essay 'Wir Flüchtlinge' im Jahr 1943 und schlägt im Fazit schließlich eine Brücke zum Heimat- und Flüchtlingsbegriff bei Hannah Arendt im Kontext ihrer Erfahrung von Staatenlosigkeit und ihren Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung. Die vorliegende Arbeit beleuchtet zunächst den Prozess des allmählichen Zusammenbruchs