Haushaltsnahe Dienstleistungen als Sektor für transnationale Arbeitnehmerinnen

Masterarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich VWL - Arbeitsmarktökonomik, Justus-Liebig-Universität Gießen, Sprache: Deutsch, Abstract: Deutschland entwickelt sich immer mehr zur Dienstleistungsgesellschaft. Während die Industrie in den letzten Jahren an Beschäftigten verlor, hat die Beschäftigung im Dienstleistungssektor gleichzeitig zugenommen. Auch der Privathaushalt gewinnt durch haushaltsnahe Dienstleistungen als Arbeitsmarkt immer mehr an Bedeutung, da ein steigender Bedarf an Unterstützung, zum Beispiel bei der Pflege von älteren Menschen besteht und der demografische Wandel diesen Bedarf in Zukunft noch steigern wird. Ein wesentlicher Faktor für die Inanspruchnahme von haushaltsnahen Dienstleistungen ist das Nettoeinkommen des Hauptverdieners und dementsprechend entscheiden sich Familien häufig gegen die vermeintlich ¿teure¿ Variante Pflegeheim. So werden circa zwei Drittel aller Pflegebedürftigen in Deutschland zuhause versorgt, in den meisten Fällen von weiblichen Angehörigen. Allerdings ist die zeitintensive Versorgung nicht ohne weitere Unterstützung machbar, sodass zahlreiche Familien externe Hilfe, zum Beispiel in Form von Pflegediensten, in Anspruch nehmen. Zudem wird diese Unterstützung immer öfter durch osteuropäische Frauen gewährleistet, die mit im Haushalt leben und eine 24-Stunden-Betreuung anbieten. Von diesen transnationalen Arbeitsverhältnissen profitieren neben den Familien und ausländischen Arbeitskräften auch die jeweiligen Staaten. Denn die deutschen Familien helfen den in ihrem Heimatland arbeitslosen Frauen Geld zu verdienen und diese wiederum helfen Deutschland, damit das Pflegesystem nicht zusammen bricht. Doch diese Handhabung birgt auch Nachteile, da die Beschäftigung meist schwarz ohne einen richtigen Arbeitsvertrag erfolgt und dahingehend im informellen Sektor anzusiedeln ist. Ziel dieser Masterarbeit ist es, herauszustellen, welche gesellschaftlichen und politischen Schwierigkeiten die transnationalen Arbeitsverhältnisse mit sich bringen und inwieweit die Strukturen des deutschen Pflegesystems in dieser Hinsicht einer Überarbeitung bedürfen, um eine qualitativ bessere und bedarfsgerechte Versorgung der älteren Bevölkerung in Zukunft zu gewährleisten. Zudem soll anhand qualitativer Einzelinterviews einer homogenen Gruppe mit fünf Familien und ihren irregulär Beschäftigten aus Osteuropa aufgezeigt werden, welche Motive Familien und Frauen bewegen, ein transnationales Arbeitsverhältnis einzugehen und welche Auswirkungen dies auf die Lebensbedingungen der beiden Seiten hat.

Weitere Produkte vom selben Autor