Mobilität - das Zeichen »unserer« Zeit. Wie fern sind uns dagegen jene Zeiten, in denen eine erkenntnisbringende Reise noch mit wirklichem Aufwand verbunden war. Als man noch nicht heute hier und morgen dort seine Zelte aufschlug. Der französische Schriftsteller Pierre Drieu la Rochelle (1893-1945) holt uns genau dorthin zurück - in eine Zeit, in der die Welt noch keine »Instagram-Touristen« kannte. Er nimmt uns mit auf eine sehr persönliche und sehr politische Reise durch seine »Heimat Europa« - und zwar in den spannendsten und konfliktreichsten Jahren des 20. Jahrhunderts. Drieu versteht das »Reisen« nicht als Erholung, sondern als Arbeit: Er will wissen, wie die Völker seiner Zeit denken, handeln und leben. Faschistisches Italien, nationalsozialistisches Deutschland, bolschewistische Sowjetunion, multinationale Tschechoslowakei, autoritäres Ungarn - so unterschiedlich die Eindrücke ausfallen, so einheitlich bemüht um das Verständnis dieser europäischen Nationen erweist sich Drieu in vorliegendem Band. Er enthält - erstmals überhaupt auf Deutsch - die gesammelten Reiseberichte des Vernunft- und Gefühleuropäers. Und er enthüllt die »Krise« sozialer, wirtschaftlicher und nationaler Natur als Zeichen »seiner« Zeit.

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