Heinrich von Kleists 'Die Verlobung in St. Domingo'

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,1, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Deutsche Literatur), Sprache: Deutsch, Abstract: Auf das Erschütternde der Dichtungen Heinrich von Kleists ist mehrfach hingewiesen worden. Am vielleicht greifbarsten begegnet uns das Erschütternde in diesem Werk in Form zunächst unerklärlicher Gewaltausbrüche und deren nicht weniger drastischen Dar-stellung. So auch in Die Verlobung in St. Domingo , die den zweiten Band seiner 'Erzäh-lungen' eröffnet: Am Ende wird Gustav, der 'edelste und vortrefflichste Mensch' (177), zum 'unbegreiflich gräßlichen Mörder' (192), indem er seine Verlobte Toni erschießt, die Sterbende mit dem Fuß von sich stößt und sie eine Hure nennt (vgl. 192), woraufhin seine fassungslosen Verwandten und mit ihnen der Leser ausrufen: 'Du ungeheurer Mensch!' (192) Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, diesen irritierenden Ausbruch der Gewalt zu verste-hen: Was lässt den Protagonisten zum ungeheuren Menschen werden, der den Menschen tötet, den er liebt? Meine Arbeit wird im Wesentlichen der Chronologie der Erzählung folgen. Im ersten Kapitel werde ich mich der Erzählung ganz unbedarft mit der Frage eines naiven Lesers nähern: Wieso St. Domingo? Mit welcher Absicht könnte Kleist für seine tragisch schei-ternde Liebesgeschichte dieses 'Setting' gewählt haben? Es wird sich zeigen, dass Kleist die historischen Kämpfe zu einem Rassenkonflikt zuspitzt, in dem sich eine neue Ordnung herausbildet mit zwei klar getrennten feindlichen Parteien, den Schwarzen und den Wei-ßen. In den folgenden Kapiteln werde ich zeigen, wie zwei Frauen gemischter Hautfarbe - Babekan und ihre Tochter Toni, die auf Seiten der Schwarzen stehen - den weißen Gustav in eine Erkenntnis- und Vertrauenskrise stürzen.

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