Helmut Schmidts 'spitzer Stein'. Eine Untersuchung der alveolaren s-Realisierungen vor Plosiven anhand von Interviews

Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,3, Christian-Albrechts-Universität Kiel (Germanistisches Seminar), Veranstaltung: Sprachdynamik in Norddeutschland, Sprache: Deutsch, Abstract: Helmut Schmidt war, abseits seiner politischen Karriere, nicht nur wegen seines scharfen Verstands und seiner markigen Sprüche bekannt. Der Kettenraucher stolperte auch gerne über den spitzen Stein. Sogar Olaf Scholz, ehemaliger Erster Bürgermeister von Hamburg, hob in einer Rede anlässlich des Todes des Altkanzlers hervor, dass man seine Jugend in Hamburg-Barmbek stets heraushören konnte. Obwohl Schmidt dafür bekannt ist, statt der palatalen Sprechweise ('schp/scht'), die alveolare ('s-pitzer S-tein') zu verwenden, zeigen die Untersuchungen dieser Arbeit, dass sich dieses Dialektmerkmal lediglich unregelmäßig und inkonsequent bei ihm nachweisen lässt. Angesichts der Feststellung Peter Auers, dass Personen, welche dieses Merkmal aufweisen, entweder zu annähernd 100 Prozent über den 'spitzen Stein stolpern' oder es überhaupt nicht tun, scheint Helmut Schmidt eine Ausnahme darzustellen. Die für diese Arbeit erhobenen Daten wurden aus aufgezeichneten Interviews zwischen den Jahren 1965 und 2015 abgeleitet (ausführliche Informationen dazu sind dem Anhang dieser Arbeit zu entnehmen). Die Auswertung der Daten legt nahe, dass Schmidt die alveolare Variante unregelmäßig realisiert. Zudem wird der Frage nachgegangen, ob sich ein Wandel hinsichtlich dieses Merkmals bei ihm feststellen lässt. Abschließend werden möglich Gründe angeführt, die erklären könnten, weshalb Schmidt lediglich 5 bis 20 Prozent der s-Laute vor Plosiven alveolar realisiert.