Herausforderungen für die Mediation. Deformationen, Machtungleichheiten und Paarkonflikte

Studienarbeit aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Psychologie - Beratung und Therapie, Note: 95,00, FernUniversität Hagen (Mediation), Veranstaltung: Modulabschlussarbeit, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit behandelt die typischen Herausforderungen der Mediation: durch den Konflikt verursachte seelische Effekte ('Deformationen'), Umgang mit Machtungleichgewicht sowie Mediation bei Paarkonflikten mit Gewalthintergrund. Konflikte bedeuten grundsätzlich eine Stresssituation für die Kontrahenten, sie stellen eine besonders unverlässliche Umgebung für diese dar. Um sich in einer solchen Situation abzusichern und zu stabilisieren, reduzieren Konfliktbeteiligte unbewusst sowohl ihr eigenes Selbst als auch das der Gegenpartei in vielfacher Weise. Dabei legen sie eine Rigidität im Sinne von einer Kohärenz an den Tag, d.h. die Kontrahenten versteifen sich auf jeweils eine einzige Version hinsichtlich ihrer Handlungen, Absichten, Werte. Solche durch Reduktion und Rigidität bestimmte Deformationen der seelischen Funktionen können als überwältigend empfunden werden und sehr destruktiv sein. Ballreich und Glasl unterscheiden Deformationen auf folgenden vier Ebenen: Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Wollen. Die Konfliktparteien können Menschen und Ereignisse in ihrer Umwelt nicht mehr so klar wahrnehmen, wie vor der Konfliktsituation. Vielmehr wird ihre Wahrnehmung selektiv und gleicht einer Art Tunnelblick, wobei eine Reduktion der Aufmerksamkeit auf das 'Wesentliche' unter Ausblendung der anderen, als zu komplex empfundenen Umweltreize erfolgt. Dabei wird das, was subjektiv als wesentlich gesehen wird, in der Stresssituation des Konflikts weitestgehend vom Gefühl der Unsicherheit und des Bedroht-Seins bestimmt. Als Folge blenden die Streitenden alles Positive und Hilfreiche in der Gegenpartei aus, und suchen ihre Umwelt nach potenziellen Gefahrenquellen ab.