Hermaphroditismus und das Verständnis von Geschlecht

Durch alle Zeiten und Kulturen hindurch beschäftigte man sich mit der Vorstellung eines Wesens, in dem das Weibliche wie auch das Männliche biologisch vereint sind. Doch noch nie war es den als doppelgeschlechtlich kategorisierten Menschen möglich, als ein drittes Geschlecht gleichberechtigt neben Mann und Frau zu existieren. Denis Paul nimmt den geradezu explodierenden medizinisch-naturwissenschaftlichen Diskurs über Hermaphroditismus um 1900 sowie die Ursache dieser plötzlichen Veröffentlichungsflut in den Blick. Er analysiert, wie die darin erörterten Konzepte über Intersexualität zum Wandel des biologischen Geschlechtsverständnisses führten und die immer wieder aus den Fugen geratende zweigeschlechtliche Ordnung wiederherzustellen versuchten.

Denis Paul, Dr. med., geb. 1978, ist Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie, Suchtmediziner und Sexualtherapeut mit den Schwerpunkten Geschlechtsdysphorie, Geschlechtsinkongruenz, Trans- und Intergeschlechtlichkeit (DGfS). Er arbeitet psychotherapeutisch und suchtmedizinisch in der Schwerpunktpraxis für Suchtmedizin Stuttgart. Neben der Suchtpsychotherapie hat er sich auf die psychotherapeutische Beratung, Begleitung und Behandlung intergeschlechtlicher Personen spezialisiert.