Hirnforschung und Klinische Sozialarbeit

Inhaltsangabe:Einleitung: In dieser Masterthesis möchte ich drei Perspektiven verbinden. Die Hirnforschung, deren neuere Forschungsergebnisse in aller Munde und in mancher Köpfe sind, die klinische Sozialarbeit, mit der ich mich im Masterstudium beschäftige und die praktische Beziehungsarbeit mit Bewohnern der ZiKgGmbH. Bereits während des Studiums habe ich bei Arbeiten zur Willensfreiheit, zur Borderline-Persönlichkeitsstörung und zum autobiographischen Gedächtnis diese drei Sichtweisen aufeinander bezogen, ohne sie jedoch theoretisch-konzeptionell in ein grundlegendes Verhältnis gesetzt zu haben. Bislang sind die Potentiale der neurobiologischen Erkenntnisse in der Fachdiskussion und auch der“operativen Sozialarbeit zu wenig oder gar nicht bekannt, sie werden demzufolge auch nicht genutzt“. Ein Grund mag darin liegen, dass die Hirnforschung oft mit übertriebener Vorsicht und manchmal sogar polemischer Ablehnung rezipiert wird. Lindenberg und Lutz befürchten die „Biologisierung des Sozialen“ mache „soziale Arbeit überflüssig“. Die Kritiker scheuen sich trotz fehlendem Verstehen nicht, eine klare Analyse anzubieten: „Wir gestehen, dass wir diese biologischen Erklärungen nicht wirklich verstehen. Deshalb tun wir das, was wir hoffen, zu können: Wir stellen diese Erklärungen in ihren sozialen Zusammenhang und beurteilen sie“. Wo die Hirnforschung in der Fachdiskussion der sozialen Arbeit auf Beachtung stößt, werden neurobiologische und geisteswissenschaftliche Sichtweisen oft nur nebeneinander gestellt, anstatt sie inhaltlich in Beziehung zu setzen. Die Hirnforschung bietet so die scheinbar beeindruckende Evidenz einer zweiten Erkenntnisebene für psycho-soziale Prozesse. Ein Beispiel ist „Das soziale Gehirn. Einführung in die Neurobiologie für psychosoziale Berufe“ von Thomas Schmitt, der „aus dem explodierenden Wissen rund ums Gehirn mir wichtig erscheinende Bereiche herauszulösen und darzustellen“ versucht. Für Schmitt fehlt es dabei lediglich an „notwendigen Grundinformationen, um die Befunde in das eigene Welt- und Menschenverständnis einzuordnen“. Eine theoretisch-konzeptionelle Verknüpfung von Hirnforschung und klinischer Sozialarbeit benötigt eine Verankerung in der anthropologischen Ideengeschichte und kommt daher nicht umhin sich mit dem auf Descartes zurückgehenden Leib-Seele-Problem zu beschäftigen. Für Nadia Zaboura müssen sich „alle Geistes- und Sozialwissenschaften im neu erstarkten interdisziplinären Diskurs“ mit der [...]

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