Hirnscanner versus nichtverdinglichtes Selbst. Das Menschenbild in der Bioethik und die philosophische Anthropologie

Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Philosophie - Theoretische (Erkenntnis, Wissenschaft, Logik, Sprache), FernUniversität Hagen, Sprache: Deutsch, Abstract: Am Anfang beschäftigt sich die Arbeit mit der Frage nach dem Menschenbild in der Bioethik. Recherchen ergaben Bestrebungen, neurowissenschaftliche Methoden zur Verbesserung der Denkfähigkeit des Menschen einzusetzen. Aus der Idee, nach dem Menschenbild hinter einem solchen Apparat zu fragen, wuchs die These für die vorliegende Arbeit, dass durch diese Praktiken der Mensch verdinglicht bzw. objektiviert wird, was dem Menschen nicht gerecht wird. Vorstellungen, dass Lernprozesse und Erfahrungen sich lediglich auf neurophysiologische Prozesse beziehen, überzeugen nicht. Aus soziologischer Perspektive stellen sich Zweifel an der Nützlichkeit neurophysiologischer Methoden zur Verbesserung der Lernfähigkeit: Bildungserfolg kann nicht allein auf biologische Faktoren reduziert werden. Die Frage, welche Intelligenz man denn benötige, um ein gutes Abitur zu schreiben, kann praktisch nicht beantwortet werden. Aus soziologischer Sicht wird auf diese und ähnliche Fragen sehr häufig geantwortet, dass vor allem die Anzahl von Büchern im Elternhaus, der Fernsehkonsum und weitere Faktoren, wie die Höhe des Taschengeldes für den Bildungserfolg ausschlaggebend seien. Eine normale bis überdurchschnittliche Intelligenz ist für einen erfolgreichen Bildungsabschluss hilfreich, die reicht aber oft nicht allein, wenn das Kind z. B. viel Ablenkung, kein Vorbild zum Nacheifern oder keinen eigenen Arbeitsplatz im Elternhaus hat. Ein erfolgreicher Bildungsabschluss kann aus systemtheoretischer Perspektive möglicherweise als gelungene Kommunikation betrachtet werden, in der Sprechsituation einer Prüfung wird der gewünschte Inhalt in syntaktisch wohlgeformten Sätzen kommuniziert, was zu einem erfolgreichen Bestehen der Prüfung führt. Aber auch hinsichtlich der Erklärungskraft der soziologischen Perspektive stellen sich Zweifel ein: Es wird in der Soziologie wenig über die Wechselwirkungen von Leib und Seele gesagt, die im Bildungsprozess eine eigene Dynamik entfalten.

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