Hirtenbilder

Die Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt, mit der Hirten die unter ihrer Obhut stehenden Tiere versorgen, hat sie für die Bildung von Metaphern und als Sinnbild für Achtsamkeit und Fürsorge geradezu prädestiniert. Doch dieses auch heute noch sehr präsente Bild verstellt und verschleiert mitunter die Sicht auf die alten, insbesondere die ägyptischen Quellen, da moderne Annahmen und Konzepte in den Vordergrund gestellt werden. Ziel dieser Arbeit ist es, Zirkelschlüsse und Fehlannahmen auszuräumen, indem sie explizit von den ägyptischen Wörtern mnjw und nr ausgeht und diese Personengruppe aus der Sicht der ägyptischen Gesellschaft untersucht. Die Wörter mnjw und nr tauchen in den Schriftquellen seit den Pyramidentexten auf und lassen sich bis in die Griechisch-Römische Zeit verfolgen, wobei sich der Katalog der Arbeit auf die Quellen bis zum Ende des Neuen Reiches beschränkt. Über diese Quellen können nicht nur lexikografische und semantische Aspekte der Wörter mnjw und nr selbst beleuchtet werden, sondern auch Aussagen über die von den so bezeichneten Personen betreuten Tiere, über ihre spe-zifischen Aktivitäten bzw. Tätigkeitsbereiche sowie über ihr personelles Umfeld getroffen werden. Aus diesen Ergebnissen lassen sich wiederum soziale Abhängigkeitsverhältnisse, existierende und sich wandelnde (Wissens-)Hierarchien und die sich im Verlauf der ägyptischen Geschichte entwickelnden und verändernden Hirtenbilder ableiten.