Historische Zeit im Narrativ

Elena Hamidy definiert den Begriff der »historischen Zeit« erstmals anhand der Theorien Michail Bachtins und Paul Ricoeurs und setzt ihn analytisch ein, indem sie die Literatur als legitimes Medium der Geschichtsreflexion betrachtet, das spezifische Ressourcen für die narrative Aufarbeitung der Vergangenheit bereithält. Maksim Gorkijs und Robert Musils Romane besitzen die dafür passende Gemeinsamkeit, nicht ausschließlich auf die Darstellung der politischen Geschichte spezialisiert zu sein. Es zeigt sich, dass in ihrer historischen Zeit die kollektive Ideenpraxis, der Kampf der Weltanschauungen und die symbolischen Mechanismen als geheime Triebfeder der Geschichte in den Vordergrund der Erzählung treten.



Elena Hamidy, geb. 1981, forscht zu slawischen Gegenwartsliteraturen aus literatursoziologischer Perspektive und arbeitet für das Open-Access-Journal »Apparatus«. Sie hat Germanistik an der Universität Samara und Slawistik und Kulturwissenschaft im Studiengang »Osteuropastudien« an der Universität Regensburg studiert. Während ihrer Promotion an der Universität Gießen war sie Mitglied des »International Graduate Centre for the Study of Culture«.