Hochseefischer

Der Beruf des Hochseefischers gehört in Deutschland weitgehend der Vergangenheit an. Noch zu Beginn der 1960er Jahre gab es in den beiden deutschen Staaten mehr als 20.000 Hochseefischer, die auf über 250 Trawlern vor allem im Nordatlantik Fanggebiete aufsuchten. Anhand von biografischen Interviews, Fotos, Filmen und schriftlichen Quellen untersuchte die Autorin die Lebenswelt der deutschen Hochseefischer in der Zeit von 1945 bis zum Niedergang der deutschen Hochseefischerei zu Beginn der 1990er Jahre. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der Selbstwahrnehmung der Hochseefischer, die vor allem in den Nachkriegsjahrzehnten mit einer negativen Typisierung konfrontiert waren. Ausgehend von einer arbeitswissenschaftlichen und sozialen Analyse der sehr heterogen zusammengesetzten Trawlerbesatzungen widmet sich die Autorin ausführlich den spezifischen Kulturmustern der Hochseefischer. Dabei spielt die Differenzierung der Lebenswelt in den Alltag auf See und den Alltag an Land eine zentrale Rolle. Die äußerst kurzen Landaufenthalte und die harten Arbeitseinsätze auf See unter extremen Bedingungen ließen den markanten Typ des Hochseefischers entstehen, der sich als Mitglied einer besonderen maritimen Elite verstand.

Kristin Kube, Jg. 1984, Studium der Volkskunde/Europäischen Ethnologie, Neueren und Neuesten Geschichte sowie der Soziologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Promotion 2012, arbeitet am LWL-Industriemuseum - Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur, Schiffshebewerk Henrichenburg.