Hoffnung auf eine bessere Vergangenheit

Der Konflikt zwischen verschiedenen Vorstellungen kollektiver Identität wird nicht zuletzt auf dem Feld der Erinnerungspolitik ausgetragen. Jochen Kibel geht den Kollektivierungsdiskursen nach, die sich im Streit um das Neue Museum in Berlin und das Militärhistorische Museum in Dresden artikulierten: Der retrospektive Blick zurück gewährt immer auch die prospektive Hoffnung auf eine bessere Vergangenheit. Die dynamischen Verhältnisse der Gegenwart bringen eine Form reflexiver Identitätsbildung hervor, in der auch die Fähigkeit anhaltender Selbstkritik in der Vergangenheit »wiedergefunden« wird. Die Vorstellung einer wandlungsfähigen Identität gewährleistet dann ein Gleichbleiben im Strom der Zeit, durch beständige Kurskorrekturen.



Jochen Kibel, geb. 1988, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet für Planungs- und Architektursoziologie an der TU Berlin und Mitglied des DFG-Graduiertenkollegs »Identität und Erbe«.