Hofmannsthals 'Der Schwierige' und seine Interpreten

Am Beispiel von Hofmannsthals Komödie 'Der Schwierige' fragt die Studie nach dem Potential der Wissenschaftsgeschichte für die Interpretation. Wie lässt sich ein vieldiskutiertes Werk wie Hugo von Hofmannsthals 'Der Schwierige' (1921) vor dem Hintergrund seiner fast einhundertjährigen Forschungsgeschichte heute neu deuten? Das Buch beschreibt das Erkenntnispotential der Wissenschaftsgeschichte für die Interpretation - in dem Sinne, dass diese Geschichte nicht von den einzelnen Theorien und Methoden her, sondern ausgehend vom Werk selbst rekonstruiert wird: Hofmannsthals Stück wird vom Streitobjekt zum Streitsubjekt. Konstruktiv dient der 'Streit' als Triebfeder der Erkenntnis. Die unterschiedlichen Positionen, die sich aus verschiedenen Wissenschaftstraditionen ebenso ergeben wie aus räumlichen und institutionellen Gegebenheiten, werden miteinander ins Gespräch gebracht und auf ihre historische Gebundenheit, vor allem aber auf ihre Leistungen hin geprüft. Michael Wolls Studie bietet neben einer Neuinterpretation des 'Schwierigen' und weiterer Werke Hofmannsthals einen Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte der Germanistik im 20. Jahrhundert. Sie ist zudem eine Stellungnahme zur Methodendiskussion, in der sich das Potential einer auf einen Autor bezogenen Forschung als Diskurs- und Dialograum innerhalb des Fachs widerspiegelt.

Michael Woll, geb. 1985, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Veröffentlichungen u. a.: Artikel im Hofmannsthal-Handbuch. Leben - Werk - Wirkung (2016) und Beiträge in: Über Die 'Sonette an Orpheus' von Rilke. Lektüren (2016); Historisch-kritische Edition der 'Sonette an Orpheus' (zus. mit Christoph König, 2016).