Home Reversion und Reverse Mortgage: Ein Beitrag zur Erklärung der Nachfrage nach Immobilienverzehrprodukten in Deutschland

In der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur wird das Marktpotenzial von Immobilienrenten bzw. sogenannten Immobilienverzehrprodukten vielseitig diskutiert. Während in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Teilen Europas und anderen Ländern der Stellenwert von Immobilienrenten in der Alterssicherung stetig zunimmt, entwickelt sich der Markt in Deutschland noch recht zögerlich. Und das, obwohl in Deutschland fast die Hälfte der knapp 6,5 Millionen Haushalte im rentenfähigen Alter über Wohneigentum verfügt und die demografische Entwicklung sowohl zu einem weiteren Anstieg an Ruheständlern als auch zu einem starken Absinken des Rentenniveaus führt. Diese Rahmenbedingungen verdeutlichen einerseits die Notwendigkeit, das staatliche Rentensystem durch neue Produkte zu entlasten, andererseits deuten sie auf ein hohes Wachstumspotenzial für Home Reversions und Reverse Mortgages hin. Um Aufschluss über Marktchancen und Erklärungen zur Diskrepanz zwischen potenzieller und tatsächlicher Nachfrage liefern zu können, werden in einem ersten Schritt die beiden Produkttypen ausführlich beschrieben und finanzmathematisch modelliert. Dies ermöglicht den unmittelbaren Vergleich von Home Reversion und Reverse Mortgage mit der Identifikation potenzieller Profiteure. Im Vordergrund stehen der Produktvergleich hinsichtlich Leistungshöhe und Flexibilität, sowie die Untersuchung von Chancen und Risiken für Anbieter und Nachfrager. Die anschließende Marktpotenzialanalyse für Immobilienverzehrprodukte gibt empirische Evidenz, dass ein Großteil des Vermögens der über 60-jährigen Wohneigentümer in Immobilien gebunden ist. Zudem ist Gegenstand der Untersuchung, welcher Anteil dieser Haushalte nicht über ausreichend liquide Vermögenswerte zur Ruhestandsfinanzierung zurückgelegt hat und/ oder den Konsum nicht mit dem laufenden Einkommen decken kann. Darüber hinaus wird den Fragen nachgegangen, wie groß der Anteil kinderloser Haushalte ist und welche Bedeutung die Motive der Vererbung, des Vorsichtssparens und der Altersvorsorge in der Konsum-Spar-Entscheidung älterer Wohneigentümer einnehmen. Schließlich wird anhand einer Befragung von Interessenten und Beziehern des Immobilienverzehr-produktes der Stiftung Liebenau analysiert, welche Faktoren dazu beitragen, das Wohneigentum zu verrenten. Die Arbeit gibt erste empirische Evidenz über Präferenzen und Nachfragehemmnisse von potenziellen Nachfragern in Deutschland.

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