Homer im kulturellen Gedächtnis

Die Dichtungen, die mit dem Namen Homer verbunden werden, haben Geschichte gemacht. Nach wie vor stellen sie einen wesentlichen Teil des europäischen kulturellen Gemeinguts dar. Umso tiefgreifender muss ihre Wirkmächtigkeit für die griechische Antike veranschlagt werden. Zu dieser Zeit galt Homer als der Dichter überhaupt und seine - selbstverständlich als historisch erachteten - Helden dienten als Maßstäbe menschlichen Handelns.

Warum jedoch wurden diese Dichtungen zum Fixstern eines gesamtgriechischen Wir-Gefühls? Lars Hübners These: Von Anfang an stellte Homerisches eine Konstituente archaischer Machtpolitik dar. Hübner kann zeigen, dass die archaische Homerrezeption und die Genese der polis auf das Engste miteinander verwoben sind. Die kulturelle Wirkmächtigkeit der homerischen Epen ist daher nicht nur in ihrer inhaltlichen wie sprachlichen Opulenz begründet. Sie besteht mindestens ebenso in ihrer Eigenschaft, auf die legitimatorischen Fragen in politicis von Aristokraten, Tyrannen und schließlich ganzer Bürgerschaften Antworten geben zu können.



Lars Hübner studierte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sowie an der Università di Pisa Geschichte, Germanistik und Romanistik. Beginn der Promotion an der Universität Freiburg bei Professor Hans-Joachim Gehrke, abgeschlossen an der Universität Hamburg bei Professor Werner Rieß und Professor Christian Brockmann. Derzeit tätig als Oberstudienrat am Margaretha-Rothe-Gymnasium Hamburg. Forschungsschwerpunkte: der Homerkomplex, die griechische Archaik sowie Geschichtsvorstellungen und die Konstruktion von Wir-Gefühlen.