Theologie heisst Rede von Gott. Dass man diese Rede nicht der Dogmatik allein überlassen darf und auch nicht überlassen muss, zeigen Ulrich Knellwolfs theologische Gedichte. In ihnen redet er vom Ärgernis des Tods, von der lästigen Schlaflosigkeit der Lebenden und vom Zorn, der nicht aus dem Glauben verbannt werden kann - es sei denn um den Preis der Ideologisierung. So steht in der Mitte des Bands ein grosser 'Zornpsalm': Angesichts der Rede vom Zorn Gottes als der 'andren Seite seiner Liebe / zu seinen Kindern' beharrt Ulrich Knellwolf auch auf seinem eigenen Zorn als der 'andren Seite meines Zutrauns / zu dir unserm Vater'. Immer wieder formt er biblische Bilder und Worte poetisch um, bis sie unerwartete Bedeutungen freigeben: Auf einmal lässt sich ein Verdikt wie 'Erde bist du und zur Erde kehrst du zurück' nicht mehr als Fluch verstehen, sondern als starke Verheissung für uns, die wir ohne Erde und Leib nicht sein können.

Ulrich Knellwolf, Pfarrer, Dr. theol., Jahrgang 1942, veröffentlichte mehrere Romane ('Roma Termini', 'Auftrag in Tartu') und Bände mit Kurzgeschichten. Im TVZ erschienen zuletzt 'In Leiden und Sterben begleiten' (mit Heinz Rüegger, 2004), 'Wir sind's noch nicht, wir werden's aber' (2016), 'Rede, Christenmensch!' (2017) und der Gedichtband 'Mach dir keinen Reim' (2019).

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