III. Streichquartett

Jedes der vier Streichquartette des böhmischen Komponisten Hans Winterberg (1901-1991) hat seine eigene, ungewöhnliche Geschichte. Das erste, 1936 in glücklichen Zeiten in Prag komponiert, musste bis zum Jahr 2024 auf seine Uraufführung warten. Das zweite entstand unter dramatischen Umständen im Kriegsjahr 1942, in dem Winterberg durch Schicksalsfügung nicht, wie seine Kollegen Viktor Ullmann, Pavel Haas, Hans Krása und Gideon Klein, ins Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt wurde, wodurch er die Shoah überlebte. Das dritte, wie alle anderen seiner Werke zu Lebzeiten nicht veröffentlicht, entstand 1957, in einer erneut existentiell schwierigen Zeit nach großen Erfolgen als Komponist in München Anfang der 1950er Jahre, wohin er kurz vor der Machtergreifung der Kommunisten in der Tschechoslowakei 1947 geflüchtet war. Wegen seiner enormen interpretatorischen Herausforderungen fand Winterberg erst 1970 im legendären Sonnleitner-Quartett - Mitglieder der Münchner Philharmoniker - ein Ensemble, das dem spieltechnischen wie emotionalen Anspruch des Werkes gerecht werden konnte. Diese Erstausgabe des zweiten Streichqartetts dokumentiert beide Fassungen des Quartetts: die ursprüngliche von 1957 sowie die zweite mit den Retuschen, die der Komponist nach dem Scheitern der Uraufführung 1969 durch das Konzertmeister-Quartett des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks vorgenommen hatte. Schwierigkeitsgrad: 4-5