Ich bin Autistin - aber ich zeige es nicht

Einfach ein großartiges Buch: Die Tochter erhält die Diagnose Asperger und die Mutter erkennt sich - endlich - in dieser Diagnose wieder. Sie beschreibt im Rückblick ihre Lebensgeschichte und reflektiert es nun in Kenntnis der Asperger-Diagnose. Ernst, lustig und voller Anekdoten. Dabei immer spannend, denn man wartet darauf, wie der nächste Lebensabschnitt bis zur Hochschullehrerin mit drei Kindern verlaufen wird - und welchen Anteil das Asperger-Syndrom dabei hat. Ein Extrakapitel widmet sie den Ereignissen, als Asperger-Autistin Kinder zu haben. Sehr offen, in klaren Worten und schnörkellos beschrieben - und dabei doch sehr ins Detail gehend. Sie beschreibt Gefühle intensiver, als so mancher Mensch ohne Asperger. Sie muss die Gefühle für sich genau beschreiben, um sie zu verstehen. "Auch wenn es 38 Jahre lang gedauert hat - ich kann gar nicht deutlich genug sagen, was für eine Erleichterung es war, mich endlich selbst zu finden!" Ein gelungenes Ende findet das Buch mit zahlreichen Checklisten für alle Lebensbereiche. Hier gibt Liane H. Willey viele wichtige Hinweise, worauf man als Asperger-Autist achten sollte (bei der Ausbildung, der Arbeit, in Beziehungen etc.). Mit einem sehr persönlichen Vorwort von Tony Attwood Das Buch: „Meine Tochter hat Asperger!" Liane Willey hatte von dieser Krankheit noch nie gehört, und nun erfährt sie: Unter Asperger oder „High-function-Autismus" leiden viele Menschen, ohne es zu wissen - „besondere" Menschen, die zu zurückgezogenem oder egozentrischem Verhalten neigen, die oft hoch begabt sind, aber an Selbstwertproblemen, Überempfindlichkeit, Unsicherheit, Verzweiflung leiden. Sie fühlen sich mitunter wie „Ausländer im eigenen Land" oder wie „Außerirdische, die auf einem falschen Planeten gelandet sind". Die Diagnose ihrer Tochter verändert ihr Leben, denn Liane Willey begreift, dass sie seit Jahrzehnten mit den gleichen Symptomen zu kämpfen hatte: „Ich kann die Erleichterung nicht ausdrücken, die ich empfand, als ich schließlich realisierte, dass meine Tochter und ich nicht an einer Geisteskrankheit oder einer gespaltenen Persönlichkeit litten oder etwas Ähnlichem. Wir haben Asperger. Damit können wir leben! Wir können unsere Ziele und Träume erreichen, und wir können unser Leben weiterführen - mit Optimismus und Hoffnung. Wie aufregend die Erkenntnis, dass ich ganz einfach Dinge anders sehe, anders auffasse, anders empfange als andere und dass das so in Ordnung ist. Es ist meine Normalität." Liane Willey erzählt ihre Lebensgeschichte von der frühen Kindheit über die Schul- und Collegezeit bis zum Leben als Berufstätige und Mutter von drei Kindern. Sie macht deutlich, wie die Welt von einer „Aspie" erlebt wird - von den Strategien, mit denen es ihr gelang, ihren eigenen Weg zu finden, aber auch von dem oft erheblichen Leidensdruck, der damit einherging. In einem Anhang folgen praktische Hinweise „von immenser Präzision, was die Vorschläge (und Erfahrungen) angeht, im Alltag Probleme zu bewältigen, die sich einem Menschen mit Asperger-Autismus stellen" (Ulrich Rabenschlag). Ein persönliches Buch, das die Menschen, die Asperger haben - einer großen europäischen Studie zufolge in Deutschland pro Jahrgang ca. 5000 Menschen -, in ihrer Besonderheit versteht und ihnen Achtung und Sympathie entgegenbringt. Ein spannender Fallbericht nicht nur für Betroffene, sondern auch für Eltern, Erzieher, Lehrer, Psychologen und Ärzte. Die Autorin Liane Holliday Willey ist eine der führenden Kapazitäten zum Thema Asperger-Syndrom. Sie lebt in Michigan, USA, und arbeitet dort als Hochschullehrerin.