Ich bleib dann mal dick!

Bitte nicht! Bloß keine neue Abnehm-Fibel, kein neues Mut-Mach-Buch für Übergewichtige. Aber bereits nach wenigen Zeilen wird klar, hier geschieht etwas völlig Anderes. Ein Ich-Erzähler, der zufällig dick ist, was jedoch nichts zur Sache tut, weil er genauso gut dünn oder klein oder groß sein könnte, erzählt in fünf angenehm kurzen Kapiteln, auf gerade einmal 90 Seiten, Geschichten über Gott und die Welt, sich selbst und die Menschen, die ihn begleitet haben, ihn zu dem gemacht haben, was er ist. Das ist oft spannender als ein guter Krimi, manchmal zärtlicher als ein Liebesroman und jederzeit unglaublich witzig. Keine Seite, die nicht ein fröhliches Grinsen in die Seele zaubert, jeder Satz ein Kurzurlaub, ein Ausbruch, in unserer rastlosen Zeit.

In einer Kindheit aufgewachsen ohne Fernsehen, Smartphone und Computer, gab es nichts, was ich mehr liebte, als Geschichten. Zunächst erzählt oder vorgelesen, später selbst verschlungen, weitergesponnen, Fortsetzungen erträumt, die bedauerlich kurzen Regale der nahen Stadtteilbibliothek lustvoll leer gefegt. Und ich habe schon immer gerne Geschichten erzählt, erlebte, frei erfundene oder jene, bei denen Realität und Fantasie zu einer amüsanten, untrennbaren Einheit verschmelzen.