Ich hätte König sein können

Nach einer königlichen Liaison ist dem Autor dieser Short Stories klar geworden war, dass seine Chance größer war, für die Fremdenlegion aufzumarschieren, als von der Queen nach Windsor Castle gebeten zu werden. Diese Schmach hätte er verkraftet, doch wie Marlene Dietrich mit seinen Orchideen umgegangen sein soll, die in Paris so viel gekostet haben wie ein Kilo Kaviar, das setzt dem Schreiber bis heute zu. Helmut Sorge berichtet 'aus einer anderen Welt'. Von einer britischen Porno-Koryphäe, die bei einer Tauchfahrt auf einem Atom-U-Boot von ihrem Bruder, einem anglikanischen Geistlichen, enttarnt wird. Oder von Chester, der Geliebten eines brasilianischen Erben, die dem Schreiber am Strand von Malibu beichtete, wie sie ihren Lover über einer Python bettete, die Kälber verschlucken konnte. Das bestätigt Leidenschaft, die eine arabische Schönheit dem Autor nicht offenbarte - sie kam mit neun Louis-Vuitton-Koffern und blieb nur eine Nacht, überraschte ihren Gastgeber jedoch mit der Nachricht, sie würde allein, mit nur 40.000 Dollar Notgroschen in der Handtasche, mit dem Zug an die Côte sausen, wo der Papa, ein ölumschwappter Scheich vom Golf, mit seiner bescheidenen Jacht auf sie wartete. Eine bunte Welt, indeed, mit der sich der polyglotte Autor herumschlagen musste zwischen Pariser Place Dauphine, toskanischer 'Casa colonica' oder weihnachtlichem Gansessen mit den schönsten Frauen der Welt in New Yorks legendärem 'Lüchow's', wo sich Heimweh und Schlachtplatte verbrüderten und verschwesterten. Was waren das für Zeiten! 'Ich hätte König sein können' ist ein Potpourri, welches daran erinnert, wie bunt und faszinierend diese Welt war, bevor ein Virus drohte, unseren Planeten zu zersetzen. Bewegendes, Lebensnahes und Kurioses hat Sorge zu Papier gebracht hat, liebenswert, heiter und mit einer Prise Zynismus. Seit 1942 der Hamburger Alster-Canoe-Club in Flammen aufging lebt unser Autor in weißem Tuch, präziser formuliert, seit eine Hebamme bei dem Neugeborenen einen Nabelbruch diagnostizierte. Die gütige Frau wickelte den Winzling in weißen Verbandsstoff aus Wehrmachtsbeständen, und dabei ist er - ein Faible das er mit dem Papst, Hofmannsthal, Rilke und James Joyce teilt - bis heute geblieben: Weiß, die Farbe der Unschuld.

Helmut Sorge war mehr als vier Jahrzehnte Auslandskorrespondent, Ressortleiter und Reporter des Nachrichtenmagazins 'Der Spiegel', für das er aus Washington, London, Paris und Los Angeles berichtete. Er interviewte weit über 100 Persön­lichkeiten, darunter Bill Gates, Margaret Thatcher, Valéry Giscard d'Estaing, Elizabeth Taylor, Arnold Schwarzenegger, Norman Mailer, Paul Auster, Meryl Streep, Diego Maradona, Roy Lichtenstein, John McEnroe, Yassir Arafat und Placido Domingo. Für Boris Becker verfasste Sorge die Autobiografie 'Augenblick, verweile doch'. Als Chefredakteur arbeitete er an dem Megawerk 'GOAT', das der Taschen-Verlag der Box­legende Muhammad Ali widmete. Nach der Sammlung biografischer Texte 'Ab nach Amerika' (2011) erschien 2017 sein ers­ter Roman, 'Fratello Giuda', Edizione Poli­stampa, Florenz, wo der polyglotte Schreiber über Jahrzehnte lebte. Gegenwärtig domiziliert er in Marrakesch, unterrichtet an der Universität 'Mohammed VI Polytechnic' in Ben Guerir Journalismus und Kommunikation und schreibt politische und kulturelle Beiträge für den marokkanischen Thinktank 'Policy Center for The New South' in Rabat.

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