Identitätstransformationen und ethnologische Stereotypen im Roman Hotel Shanghai

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (Institut für Deutsche Philologie), Veranstaltung: Hauptseminar: Vicki Baum, Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Einleitung Die Autorin Vicki Baum (1888 - 1960) beschäftigt sich in ihrem 1939 erschienen Roman Hotel Shanghai mit der politischen Zeitstimmung in der Exilstadt Shanghai um das Jahr 1937. Maßgeblich wurden der Zeitgeist und das Zeitgeschehen beeinflusst durch den Chinesisch-Japanischen Krieg. Im Mittelpunkt der Erzählung stehen neun unterschiedliche Charaktere differenter kultureller Herkunft, deren gemeinsames Schicksal der Einschlag einer Fliegerbombe in das Hotel Shanghai ist. Der stark durchkonstruierte Roman, in die Gattung der Exilliteratur einzuordnen, ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil, mit »Die Menschen« betitelt, behandelt die Biographie der einzelnen Charaktere bis zu dem Zeitpunkt ihres Entschlusses in die Stadt Shanghai zu emigrieren. Der zweite Teil, »Die Stadt«, verbindet die Handlungs- und Lebenswege der neun Personen in Shanghai und ist gekennzeichnet durch ein kompliziertes Beziehungsgeflecht der Protagonisten. Diese Arbeit beschäftigt sich im ersten Teil mit der Problematik der Identitäten der einzelnen Charaktere. Dabei gehe ich davon aus, dass jede Person des Romans einen Wandel eigener Identität und persönlicher Wahrnehmung durchläuft und diese Transformation des Selbst eine typische Eigenschaft der Protagonisten eines Exilromans darstellt. Die Heterogenität der Figuren lässt vermuten, dass sich innerhalb meiner These Widersprüche und Brüche auftun. Auch die möglichen Diskrepanzen sind ein Thema dieser Arbeit. Die theoretische Basis der Identitätsfrage bildet ein ethnologisches Erklärungsmodell. Der Untersuchung der Identitäten der Charaktere stelle ich eine theoretische Einführung aus dem Bereich der Ethnologie voran. Ich begründe die Verwendung einer ethnologischen Theorie damit, dass die neun Figuren des Romans unterschiedlichster kultureller Herkunft sind und sich aus diesem Grund eine Untersuchung aus ethnologischer Perspektive anbietet. Thema des zweiten Teils meiner Arbeit sind die von der Autorin verarbeiteten ethnologischen Stereotypen, die den Effekt haben den Roman durch Exotik zu bereichern und damit ansprechend zu gestalten. Inwieweit verwendet Vicki Baum ethnologische Klischees und in welchem Umfang bekräftigt sie herrschende Bilder und Vorstellungen von den Kulturen? Ermöglichen die ethnologischen Merkmale des Romans einen Rückschluss auf typisches Verhalten der Vertreter unterschiedlicher Kulturen? [...]