Im Fahrwasser des Sonnengottes

Die Fahrten des Sonnengottes in seinen Barken entlang des Himmels und durch die Unterwelt gehören zu den zentralen Elementen des altägyptischen Weltbildes. Die mit dem Sonnenlauf verbundenen Vorstellungen wurden im Verlauf der ägyptischen Religionsgeschichte in unterschiedlichen Textgattungen mehr oder weniger ausführlich beschrieben und dargestellt. In den Tempeln griechisch-römischer Zeit ist mit 45 Belegen ein Ritualszenentypus bezeugt, der den König beim Offerieren der Morgen- bzw. Abendbarke des Sonnengottes zeigt. Jessica Kertmann stellt diese Szenen in den Mittelpunkt ihrer Studie. Im ersten Teil der Untersuchung werden die Zeugnisse in einer kommentierten Übersetzung präsentiert, bei der auch die Position im Tempel, der Aufbau des Szenenbildes und die Ikonographie der Barken besprochen werden. Darauf aufbauend folgt im zweiten Teil eine Analyse der Szenen und ihrer Texte unter verschiedenen Gesichtspunkten. Die Konzeption der einzelnen Protagonisten und ihre Ikonographie werden ebenso in den Blick genommen wie die Gegengaben, die Sonnenlaufmotive und die formale Gestaltung der Szenentexte. Ergänzt wird die Untersuchung durch ein übergreifendes Kapitel zur Konzeption des Sonnenlaufes und der Sonnenbarken sowie zur Frage nach der neuen Zuordnung der Barken auf die Tagesphasen in griechisch-römischer Zeit.