Im Gefängnis der Unfehlbarkeit. Interessenkonflikte und Wirtschaftsreformen in der Sowjetunion und der DDR

Forschungsarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Weltgeschichte - Moderne Geschichte, Note: unbenotet, , Veranstaltung: Private Forschungsarbeit, Sprache: Deutsch, Abstract: Bei der Bewertung der Geschichte der Sowjetunion und ihrer Satelliten fällt der wirtschaftlichen Entwicklungspolitik der Sowjetbürokratie jeher eine zentrale Bedeutung zu. Geht es um die die Partei- und Staatsführungen in ihren Entscheidungsfindungen leitenden Motive, so neigen jedoch nicht nur Vertreter der Totalitarismustheorie bis heute dazu, ihren Ursprung in der Ideologie der Handelnden zu suchen. Gerade so als wären die kommunistischen Führungen nicht selbst die kreativen Schöpfer der offiziellen Ideologie gewesen, sondern seien stattdessen von höheren Mächten vorgegebenen Prämissen gefolgt. Die großen strategischen Wendungen in der Wirtschaftspolitik in der Sowjetunion seit den 1920er Jahren und ihren Satellitenstaaten nach 1945 wiederlegen hingegen die These von der Ideologie als Primat der Politik im Staatssozialismus. Ausgangspunkt dieses Textes sind drei Grundannahmen: 1. Die Politik der Nomenklatura entsprang Widersprüchen zwischen sozialen Klassen und aus ihnen resultierenden, immer wiederkehrenden Interessenkonflikten. 2. Die grundlegenden Interessen der einzelnen staatssozialistischen Gesell-schaftsklassen erfuhren in den Jahrzehnten der Existenz des Sowjetsystems über die einzelnen Ländergrenzen hinweg bis zu seinem Ende 1990 keine wesentliche Veränderung. 3. Allerdings kam es in einzelnen Entwicklungsphasen im langen Zeitraum von der Neuen Ökonomischen Politik in den 1920er Jahren bis zum Ende des Staatssozialismus sowjetischen Typs zur Ausprägung unterschiedlicher Interessenkonstellationen.