Im Namen der Un-Schuld. Philosophie für eine unakkreditierte Universität

Die flächendeckende Einführung von Akkreditierungsverfahren widerspricht jener Zentralität der Freiheit in Forschung und Lehre, die Wilhelm von Humboldt urbildlich vertrat. Die Logik der Akkreditierung, die sich in den letzten Jahrzehnten verbreitete, bedeutet nämlich eine Umkehrung von Humboldts Perspektive: Prioritär werden Standardisierung und – nicht unbedingt lauterer – Wettbewerb, die den Menschen aus dem Zentrum der universitären Bildung schieben. Im Kontrast zum reduktionistischen Menschenbild, das der Akkreditierung zugrunde liegt, zeigt Humboldts Menschenbild eine brisante Gegensätzlichkeit: Der Mensch wird nicht als bloß biologisches oder psychologisches Subjekt, sondern als geistiges Ich erlebt, das sich durch eine als geistige und dialogische Tätigkeit verstandene Wissenschaft fruchtbar entwickeln kann. Diese Wissenschaft, die Anklänge an Sokrates’ Hebammenkunst zeigt, könnte als menschengerechte Alternative einer Zukunft wirken, die für Universitäten nur die Funktion von Dienstleistungsanstalten vorzusehen scheint.