Im Spannungsfeld zwischen Politik und Militär

Eigentlich war ich von Anbeginn, in meiner Kindheit und Jugend überhaupt nicht am Militär interessiert und es schien mir, ich sei für das Militärische ungeeignet. Ich misstraute allen, die etwas mit Militär zu tun hatten. Und dennoch wurde ich Berufssoldat - gleich zwei Mal: in Zeiten des Kalten Krieges und nach der Wende und Auflösung der Nationalen Volksarmee. Große Hoffnungen knüpfte ich an die Annäherung der nationalen Streitkräfte der europäischen Staaten, an die Vertrauens- und Sicherheitsbildenden Maßnahmen und an den Prozess von Abrüstung und Rüstungskontrolle der frühen 1990er Jahre. Da lag auch mein Aufgabenfeld. Aber leider war diese Entwicklung nicht nachhaltig. Alte Ressentiments wurden ausgegraben, die die Atmosphäre zwischen den Staaten vergifteten. Kräfte, die an Krisen und Kriegen verdienten gewannen die Oberhand. Ich selbst ging in Einsätze nach Tschetschenien und Afghanistan. Die Rolle der Streitkräfte im Verlaufe von Konflikten und Kriegen der Gegenwart entsprachen nicht meinen Vorstellungen. Ich kritisierte dies wiederholt, auch öffentlich. Die Konflikte sind so komplex und vielschichtig, dass sie allein durch das Militär nicht zu lösen sind. Durch diese kritische Einstellung forderte ich die Flexibilität der eigenen Strukturen heraus. Ich zog den kürzeren und geriet in die Mühlen des Apparates. Doch ich würde es ein weiteres Mal wieder so tun. Natürlich frustrierte mich diese Rolle und zehrte an mir. Ich versuchte Frust durch aggressive Kommunikation abzubauen. Dabei wechselte ich allmählich die Themen. Zunächst fühlte ich mich kompetent, meine Kommentare auf die militärischen Aktivitäten in Tschetschenien und Afghanistan zu beschränken. Dann bezog ich Themen der Außen- und Sicherheitspolitik der Volksrepublik China ein und erweiterte schließlich meine Themenfelder auf globale sicherheitspolitische Themen.

Der Autor wurde von seinem Großvater, einem Pazifisten, erzogen. Dennoch ging er zum Militär, diente in der NVA und in der Bundeswehr - insgesamt über 40 Jahre. Dabei lernte er Kampftruppenteile kennen, aber auch die Rüstungskontrolle und Abrüstung. Während seiner Auslandseinsätze kam er zu der Überzeugung, dass Militär allein ungeeignet ist, Konflikte zu lösen. Er schloss sich der Friedensbewegung an und baute viel Frust durch zum Teil aggressive Kommunikation und Publikation ab. Im Alter bleibt er enttäuscht. Aber vielleicht ist da noch ein Rest von Hoffnung, die geweckt werden könnte.

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