Imaginäre Größe

Stanislaw Lem hat in seinem Schaffen eine deutliche Entwicklung vollzogen: von abenteuerlichen Science Fiction-Romanen und -Erzählungen schritt er fort zu immer komplexeren sprachlichen und gedanklichen Strukturen. Er hat so eine eigene Mischform von erzählender Prosa und diskursivem Essay gefunden, eine Art Metaliteratur.

Während Lem in Die vollkommene Leere Rezensionen nicht existierender Bücher verfaßt hat, so sucht er in Imaginäre Größe die Kunst des Vorwortschreibens aus der Sklaverei der Werke, an die sie gefesselt sind, zu erlösen: »Niemand unternimmt es, die Vorwortschreiberei aus dem Zwinger der Unfreiheit, aus der Tretmühle des Frondienstes herauszuführen. Also gibt es keinen anderen Rat: Ich muß selbst, obschon eher aus Pflichtgefühl denn aus einer Regung des Herzens, der Introduktionistik zu Hilfe eilen - um ihr Befreier und Geburtshelfer zu werden«. Das erklärt Lem im Vorwort seiner Sammlung imaginärer Vorworte.

Das erste Vorwort gilt einem pornographischen Bildband einer ganz neuen Art, bei dem es der Leser sicher bedauert, daß er in diesem Fall mit der Einführung vorliebnehmen muß. Weitere Vorworte erläutern, wie den Bakterien die Sprache beigebracht wurde - die Eruntik ist die Lehre von den sprechenden Bakterien -, oder führen ein in die »Geschichte der bitischen Literatur«, der computergenerierten Literatur, so benannt nach den bits, den Einheiten der Information. Abschluß und Höhepunkt des Bandes ist eine einleitende Rede des Supercomputers GOLEM XIV, der der Menschheit in bombastischer Rhetorik einen Spiegel vorhält und ihr auseinandersetzt, wie mißlungen der Mensch als Produkt der Evolution ist, wie gering seine geistigen Qualitäten, gesehen aus der Position eines wahrhaft intelligenten Wesens.



<p>Stanis?aw Lem wurde am 12. September 1921 in Lw&oacute;w (Lemberg) geboren, lebte zuletzt in Krakau, wo er am 27. M&auml;rz 2006 starb. Er studierte von 1939 bis 1941 Medizin. W&auml;hrend des Zweiten Weltkrieges musste er sein Studium unterbrechen und arbeitete als Automechaniker. Von 1945 bis 1948 setze er sein Medizinstudium fort, nach dem Absolutorium erwarb Lem jedoch nicht den Doktorgrad und &uuml;bte den Arztberuf nicht aus. Er &uuml;bersetzte Fachliteratur aus dem Russischen und ab den f&uuml;nfziger Jahren arbeitete Lem als freier Schriftsteller in Kr&aacute;kow. Er wandte sich fr&uuml;h dem Genre Science-fiction zu, schrieb aber auch gewichtige theoretische Abhandlungen und Essays zu Kybernetik, Literaturtheorie und Futurologie. Stanis?aw Lem z&auml;hlt heute zu den erfolgreichsten Autoren Polens. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, verfilmt und in 57 Sprachen &uuml;bersetzt.</p>

Weitere Produkte vom selben Autor

Download
ePUB
Der Mensch vom Mars Stanis?aw Lem

10,99 €*
Download
ePUB
Best of Lem Stanis?aw Lem

11,99 €*
Download
ePUB
Also sprach GOLEM Stanis?aw Lem

12,99 €*
Download
ePUB