Was haben rechtliche Ausnahmeregelungen mit ­medizinischer Prävention, Cyber­attacken mit Pandemien, die Fürsorge des Wohlfahrtsstaates mit brutalen Grenzregimes zu tun? Profund und konzis entwickelt der Philosoph Roberto Esposito den Begriff »Immunität« als ein Grundparadigma an den Schnittstellen von Recht, Medizin und Politik. Entfaltet wird eine aus der Rechtssphäre stammende dialektische Figur von Einschluss und Ausschluss, deren ­Virulenz nicht zuletzt im Licht der gegenwärtigen Covid-19-Krise in ihrer ganzen Tragweite erkennbar wird. Je stärker das Gefühl des Ausgesetztseins gegenüber dem Risiko von Infiltration und Ansteckung wird, desto mehr zieht sich das Leben des Einzelnen wie der Gesellschaft in das Innere der eigenen, schützenden Grenzen zurück. Und ebenso wie der Körper des Einzelnen kennt auch der Kollektivkörper die »Impfung« durch von außen ­kommende »Übel«. Doch je beschleunigter und universeller in unseren heutigen Gesellschaften Gefahren diffundieren, desto kompakter arbeiten zirkuläre Mechanismen der Immunisierung an deren Abwehr. Wenn der Schutz aber selbst zu einem der größten Risiken wird, dann ist »Immunität« die innere Grenze, welche jede Gemeinschaft durchschneidet.

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