"In der Strafkolonie" von Franz Kafka. Wie sich der Begriff einer Rechtsphilosophie in der literarischen Ästhetik des Grotesken manifestiert

Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Salzburg (Institut für Philosophie), Veranstaltung: Seminar Literatur und Groteske, Sprache: Deutsch, Abstract: ¿In der Strafkolonie¿ entsteht im Jahr 1914, als Kafka einen Arbeitsurlaub antritt, den er eigentlich nutzen will, um an seinem Roman-Fragment ¿Der Prozeß¿ zu arbeiten. Zwischen den Werken ist daher eine gewisse Nähe auf inhaltlicher unbestreitbar, jedoch kritisch zu betrachten, da die Texte bei näherer Betrachtung deutliche Unterschiede aufweisen. Die Erzählung findet in einer entfernten Strafkolonie in den Tropen statt, und beschäftigt sich mit der geplanten Exekution eines Bewohners dieser Kolonie, der der/dem LeserIn nur als ¿Verurteilter¿ vorgestellt wird. Ein ¿Reisender¿ ist Gast in der Kolonie und soll der Exekution beiwohnen, die durch den ¿Apparat¿ vollzogen werden soll, eine technisch fortschrittliche Maschine, die der ¿Offizier¿, als einziges Rechtsorgan der Strafkolonie, verwaltet. Mündlich wird zudem ein Konflikt zwischen dem Rechtssystem des ¿alten Kommandanten¿, dem der Offizier anhängt, und dem ¿neuen Kommandanten¿ ausgetragen, der ein neues, milderes System einführen will. Dem Reisenden fällt schließlich das abschließende Urteil in dieser Diskussion zu. Aufgrund dieser Entscheidung begeht der Offizier am Ende Selbstmord durch den Apparat, der sich dabei selbst zerstört. Diese Proseminar-Arbeit beschäftigt sich mit der Manifestation eines Begriffs der Rechtsphilosophie durch die literarische Ästhetik des Grotesken in dieser Erzählung. Zu diesem Zweck werden zunächst mögliche außerliterarische Referenzpunkte zu jenen Rechtskonzepten umrissen, die Kafka in der Strafkolonie darstellt. Des Weiteren werden mit der Erzählperspektive, der Distanz und der Verfremdung die literarischen Mittel analysiert, die Kafka im Sinne des Grotesken zur Gestaltung des Textes nutzt. Als Grundlage der Analyse von Distanz und Perspektive dient dabei Gérard Genettes Erzähltheorie, da sie durch ihre Praktikabilität und ihre Differenziertheit geeignet ist, die komplexe stilistische Struktur dieser Erzählung zu erfassen. Die Untersuchung der Verfremdung orientiert sich hingegen an einem Modell von Werner Mittenzwei, das die Wirksamkeit der Verfremdung an drei Momenten festmacht. Im Anschluss werden die rechtlichen Konzepte mit der literarischen