Ins Gedächtnis geschrieben

In vierzehn Schreibkalendern dokumentiert Eleonora Wolff Metternich zur Gracht die Zeit ihrer Vormundschaft über ihren minderjährigen Sohn. Die von ihr verfassten Einträge erlauben Einblicke in unterschiedliche Handlungsbereiche einer niederadligen Witwe in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Dazu gehören neben der praktischen Herrschaftsverwaltung und Prozessführung auch die Verbindungen zum Kölner Kurfürstenhof und die familiären Beziehungen zum Adelsgeschlecht der Schönborns - insbesondere zu Franz Georg von Schönborn. Alle vermerkten Aktivitäten verfolgen ein Ziel: Den Status und Besitz des Geschlechts zu erhalten und den Erben bestmöglich auf die Übernahme der Herrschaft vorzubereiten. Er und seine Ausbildung stellen dabei das einende Element aller Eintragungen dar, die aufgrund ihres sachlichen Stils wohl vor allem Rechenschaft über das vormundschaftliche Handeln ablegen sollten. Ganz selten wird dabei auch die Persönlichkeit ihrer Verfasserin sichtbar, die sich dank der für den rheinischen Adel einmaligen Quellen ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben hat.

Elisabeth Schläwe war bis 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit der Universität zu Köln. Zurzeit absolviert sie das Referendariat für den höheren Archivdienst am Hessischen Staatsarchiv Marburg und an der Archivschule Marburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind der rheinische Adel, die Sattelzeit und die Geschichte der Stadt Köln in französischer Zeit.