Institutionalisierte Solidarität. Das Solidarprinzip im deutschen Sozialsystem

Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Politik - Grundlagen und Allgemeines, Note: 2, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Betrachtet man die politische Sprachlandschaft, so fällt einem die populäre und vielfältige Verwendung des Solidaritätsbegriffs in Verbindung mit dem Sozialstaat sowie mit normativen Idealen wie Gerechtigkeit oder Hilfsbereitschaft auf. Dies geschieht oftmals jedoch vor dem Hintergrund einer uneinheitlichen und teils sehr differenzierten Definition des Begriffs. Im Gegensatz zu verwandten Termini wie Gerechtigkeit, Freiheit oder Gleichheit, hat der Solidaritätsbegriff verhältnismäßig wenig theoretische Zuwendung in der Wissenschaft gefunden. Gerade diese Tatsache ist auch der Grund für die verschiedene Verwendung des Solidargedankens, nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in verschiedenen Wahl- und Grundsatzprogrammen von Parteien, Verbänden oder Organisationen. Das Prinzip der Solidarität findet sich jedoch auch im Sozialgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland wieder , und bildet so die Grundlage und Legitimation des wohlfahrtsstaatlichen Sicherungssystems der Bundesrepublik Deutschland. Die Kernfrage dieser Arbeit soll sich in diesem Sinne mit dem Wesensgehalt und der Ausgestaltung jenes Grundprinzips beschäftigen. Das Thema der institutionalisierten Solidarität bezieht sich allerdings nur auf ein Teilgebiet dieses umfassenden Begriffs. Aus diesem Grund befasst sich der erste Teil der Arbeit mit einer grundsätzlichen Begriffsklärung, welche, neben einer Betrachtung der wissenschaftlichen Entwicklung, die Frage beleuchtet, ob institutionalisierte Solidarität überhaupt als solche betrachtet werden kann. Im zweiten Teil geht es um die konkrete Bedeutung und Ausgestaltung des Solidarprinzips. Die deutschen Sozialversicherungen als gesetzliches Versicherungssystem sind dabei Dreh- und Angelpunkt der sozialen Sicherung. Aus diesem Grund werde ich die Institutionalisierungsformen dieser Politik untersuchen und mich dabei aus Eingrenzungsgründen auf eines der meiner Meinung nach wichtigsten und beispielhaftesten Elemente des wohlfahrtsstaatlichen System Deutschlands konzentrieren: der gesetzlichen Krankenversicherung. Der dritte und letzte Teil der Arbeit geht auf die Wahrnehmung und Akzeptanz des solidarischen Ausgleichssystems in der Bevölkerung ein und betrachtet dabei verschiedene Faktoren die eine Bereitschaft zur Solidarität bedingen sowie deren Akzeptanz bestimmen. Ich erhoffe mir durch diese Vorgehensweise einerseits, die Kategorie der institutionalisierten Solidarität trennscharf im angesprochenen Begriffsdschungel herauszuarbeiten