Intensivstationen

In seinem erfolgreichen Fotobuch Ischgl richtete Lois Hechenblaikner seine Kamera überwiegend auf die Vorderbühnen der alpinen Tourismusindustrie, auf die ausufernde Partyszene, die exzessive Eventkultur. Hechenblaikners neues Buch wirft nun einen Blick hinter die Kulissen der Après-Ski-Lokale mit ihrer vorgegaukelten Bergbauernromantik. Hütten, Holz und alpine Heimeligkeit, doch dahinter geht es geradezu klinisch zu. Hier zeigt sich das kalte Herz einer durchorganisierten Berauschungsfabrik, wo der Kunde nicht König ist, sondern Konsument: je trinkwütiger desto zahlfreudiger. Denn im Keller dieser »Wegelagererhöhlen der Neuzeit« verbergen sich computergesteuerte High-Tech-Zapfanlagen, unzählige Schläuche und hochtechnische Apparaturen. Von hier aus werden alle Getränke bis auf den Milliliter genau ins Epizentrum des Geschehens hinaufgepumpt: Bier, Glühwein, Schnaps, Jagatee. Hechenblaikner nennt diese auf Maximalversorgung mit Alkohol angelegten Einrichtungen provokant »Intensivstationen«. Man blättert durch dieses rasante Buch wie durch ein visuelles Roadmovie, durchschreitet dabei den Alpenraum, um vollkommen augentrunken auf der letzten Seite anzukommen und sich zu fragen: Ist es nicht an der Zeit, über eine neue Art von Tourismus nachzudenken?

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