Interpretation innerhalb der Variation: Die Fassungen des Walther-Liedes L 69,1

Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sprache: Deutsch, Abstract: I. Einleitung Das Lied L. 69,1 (Cormeau 44) gehört zu den am häufigsten bezeugten Texten Walthers von der Vogelweide. Es ist in sechs Handschriften überliefert, wobei ich Handschrift s, die Haager Liederhandschrift, gleich ausklammern möchte, da dort nur die mit dem Vers 'Saget mir ieman, waz ist minne' beginnende Strophe überliefert ist. In den verbleibenden fünf Handschriften werden zweimal je vier Strophen in unterschiedlicher Reihung präsentiert, nämlich in der Kleinen Heidelberger Liederhandschrift (A) und der Großen Heidelberger Liederhandschrift (C), sowie zweimal je fünf Strophen in paralleler Reihung, nämlich in der Würzburger Liederhandschrift (E) und der Weimarer Liederhandschrift (F). Die Handschrift O enthält dieselbe Reihung wie die Handschriften E und F, nur ging hier durch Blattverlust die erste Strophe verloren. Die Editoren des Waltherschen Oeuvres folgten weitgehend Karl Lachmann , der die Strophenfolge nach EFO ohne die dreimal überlieferte Zusatzstrophe wählte, die er für unecht erklärte und nur im Anhang abdruckte. Wilhelm Wackernagel und Max Rieger entschlossen sich für die Reihung nach A, Günther Schweikle folgte C und druckte die Zusatzstrophe gesondert ab, Christoph Cormeau wählte erstmals die fünfstrophige Reihung nach EFO. In dieser Arbeit werde ich das Lied nach den Fassungen der Handschriften EFO, C und A interpretieren, um herauszufinden, ob und wenn ja, welchen Sinn die einzelnen Versionen ergeben. Am Anfang steht eine Begriffsklärung zur Minnekanzone, auf die ich mich bei den Interpretationen beziehen werde. Jeder Deutung geht aus Gründen der Übersichtlichkeit der Abdruck des Textes voraus. Zum Schluss dieser Arbeit werde ich versuchen, die Frage nach der Ursache der Varianz der Strophenfolgen zu beantworten.