Interpretieren, um zu verändern

Ist zu Karl Marx nicht längst alles gesagt? Der Eindruck täuscht, vor allem wo es um die philosophischen Grundlagen seines Werkes geht. Kurt Bayertz zeigt, dass auf Marx hereinfällt, wer dessen Abkehr von der Philosophie fürbare Münze nimmt. Denn Marx hat sich programmatisch auf den Boden einer genuin philosophischen Tradition des Denkens gestellt: des Materialismus. Bayertz legt in seinem scharfsinnigen Buch zentrale Aspekte der Theorie von Marx frei, die grundlegend für ihr Verständnis sind. Marx hat den Philosophen vorgeworfen, die Welt nur verschieden interpretiert zu haben, während es doch darauf ankomme, sie zu verändern. Dies ist meist als eine Abkehr vom philosophischen Denken gedeutet worden. Marx selbst hat ein Übriges getan, die philosophischen Voraussetzungen seiner Theorie vor sich selbst und seinen Lesern zu verbergen. Wirklich frei gemacht hat er sich von diesen Voraussetzungen aber nicht. Sie prägen sein gesamtes Werk und lassen sich bis in seine ökonomischen Schriften hinein verfolgen. Auch seine Konzeption politischen Handelns bleibt ohne sie unverständlich. Jenseits aller vorschnellen Aktualisierungen schafft dieses Buch die Grundlagen für ein vertieftes Verständnis der Marxschen Theorie und bestimmt ihren Platz in der Geschichte des Denkens neu.

Kurt Bayertz ist Seniorprofessor am Exzellenzcluster Religion und Politik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. 2013 wurde er mit dem Tractatus-Preis für philosophische Essayistik ausgezeichnet. Bei C.H.Beck sind zuletzt erschienen: Der aufrechte Gang (2014) und Warum überhaupt moralisch sein? (2014).

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