Irmelin und die Logik des Monetären - Zur Verhandlung des ökonomischen und geldtheoretischen Diskurses in der Erzählung Irmelin Rose (1914) von Robert Müller

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Deutsches Seminar), Veranstaltung: Ästhetik von Waren und Reklame in der Literatur der Moderne, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit der vorliegenden Arbeit möchte ich in Anlehnung an den Aufsatz von Robert Matthias Erdbeer Der Einkaufsbummel als Horrortrip den höchst enigmatischen Text Irmelin Rose (1914) von Robert Müller durch die Verwendung eines diskurstheoretischen Interpretationsansatzes erhellen. Jedoch soll im Gegensatz zum Ansatz Erdbeers nicht der 'Schaufenster-Diskurs' des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts für die Analyse herangezogen 1 , sondern der Versuch unternommen werden, die Verarbeitung der ökonomischen und geldtheoretischen Diskurse der Jahrhundertwende in der Erzählung aufzuzeigen. Dabei stehen die Fragen im Mittelpunkt, wie die Erzählung den ökonomischen Diskurs nutzt, um ihrer eigene Poetologie und die Krise der Sprache in der Moderne zu reflektieren, und wie dieser das Erzählverfahren des Textes, seine Semiotik, seine Metaphorik und seine Struktur verändert. Zunächst werde ich in einem methodologischen Abschnitt die theoretischen Voraussetzungen eines Vergleichs zwischen literarischem und ökonomischem Diskurs erläutern. Nach einem kurzen Exkurs über Robert Müllers Verhältnis zum ökonomischen Raum der Großstadt widmet sich die Arbeit der Analyse der Erzählung und dem darin hervortretenden geldtheoretischen Diskurs der Jahrhundertwende am Beispiel der Philosophie des Geldes (1900) von Georg Simmel. Einer Einführung in Simmels Hauptwerk folgend, werden die Bezüge zwischen der Erzählung und dem monetären und ökonomischen Diskurs in drei Schritten herausgearbeitet. In einem ersten Schritt interpretiert die Untersuchung Irmelins Einkaufsverhalten und Verhältnis zu den Dingen als Ausdruck der Logik des Monetären. Es wird die These aufgestellt, dass Irmelin selbst als Verkörperung des Prinzips des Geldes als unendliche Möglichkeit gelesen werden kann, das zu einer Rastlosigkeit des Begehrens führt. Jedoch erscheint Irmelin durch ihre fehlende Distanz zu den Dingen und damit durch ihre Unfähigkeit zu einer ökonomischen Wertung als Fremdkörper des geldwirtschaftlichen Systems. In einem zweiten Schritt wird auf die Bedeutung von Irmelins Tod und dessen Beziehung zum ökonomischen System eingegangen und die Frage erörtert, ob sich der Tod in der Erzählung als unverrechenbare Individualität dem ökonomischen System entzieht oder ob er in dieses eingebunden ist. [...]