Der Staat Israel ist ein Produkt des ­europäischen Antisemitismus, welcher bei den Juden ein Nationalgefu?hl und den Wunsch nach einem eigenen Staat provozierte. Der entscheidende letzte Anstoß fu?r den Beschluss der Vereinten Nationen von 1947, das britische Mandatsgebiet Palästina zu teilen und damit die Grundlage fu?r die Unabhängigkeitserklärung Israels 1948 zu schaffen, war der Holocaust, der dem Zionismus ein besonderes moralisches Gewicht verlieh. Der Autor argumentiert, dass dieser Konnex mit dem Holocaust fu?r Israel ambivalente Konsequenzen hat. Das vor allem in Europa und Nordamerika herrschende Gefu?hl einer besonderen Verpflichtung gegenu?ber Israel wird begleitet von Maßstäben, die nur fu?r Israel zu gelten scheinen. Die religiöse Toleranz in Israel wird nicht verglichen mit den entsprechenden Mängeln etwa in ­Saudi-Arabien, und Israels demokratische Standards werden kaum an den Dik­taturen und Halb-Diktaturen in ­Israels unmittelbarer Umgebung gemessen. Trotz dieser Umstände sind die Boykott­aufrufe gegen Israel sehr viel lauter als Boykottaufrufe gegen die autoritären Regime im Nahen Osten.

Anton Pelinka, 1975-2006 o. Univ. Prof. fu?r Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck, seit 2006 Prof. of Nationalism Studies and Political Science an der Central European University in Budapest.

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