Ist Familiengeschichte eine Form der Reflexion oder eine versuchte Rechtfertigung der Vergangenheit anhand Uwe Timm's "Am Beispiel meines Bruders"

Essay aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Allgemeines, Note: 1,0, Cardiff University, Veranstaltung: German literature, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Reiz an Familiengeschichten, die sich auf den zweiten Weltkrieg beziehen, besteht in der ¿konsequenten Zusammenbindung von Geschichte, Gesellschaft und Familie¿ (Assmann 2005). Seit den 90er Jahren gehören Familiengeschichten aus dem Nachkriegsdeutschland, wie Am Beispiel meines Bruders von Uwe Timm zur gängigen Literatur. Die Generationen nach dem zweiten Weltkrieg, dessen Geschwister oder Eltern im Krieg lebten und aufwuchsen, sind immer mehr daran interessiert, mehr über die Hintergründe und Motive ihrer Familienmitglieder herauszufinden, welche sich dem Nationalsozialismus angeschlossen oder dagegen gekämpft haben. Familiengeschichten fokussieren sich ¿auf ein fiktives oder autobiographisches Ich, das sich seiner/ihrer Identität gegenüber der eigenen Familie und der deutschen Geschichte vergewissert¿ (Assmann 2005). So auch Autor Uwe Timm. Er erzählt die Geschichte seines älteren Bruders, der sich freiwillig zur Waffen-SS des Nationalsozialismus meldet und schließlich 1943 in Russland dem Krieg zum Opfer fällt. Dabei setzt er sich mit seiner Vergangenheit auseinander, was ihm nicht immer ganz leichtfällt. Er stößt dabei unter anderem auf die Frage, in wie weit sein Bruder dem Nationalsozialismus zugetan war. Aber auch mit seinem Vater setzt er sich beim Schreiben auseinander. Uwe Timm ist nicht der einzige, der solch ein Interesse an der historischen und familiären Vergangenheit zeigt. Die Frage ist, wieso interessiert sich die zweite Generation für die vergangenen Taten ihrer Familienmitglieder? Ist Familiengeschichte eine Form der Reflektion oder eine versuchte Rechtfertigung der Vergangenheit? Dies wird am Beispiel Uwe Timms Am Beispiel meines Bruders in diesem Essay analysiert.