Ist Polarisierung schlecht für die Demokratie?

Aus dem Editorial von Schriftleiter Christian Neddens: »Jenseits der einfachen Antworten. Polarisierungen überwinden« - das war der Titel der Ringvorlesung an der Lutherischen Theologischen Hochschule (LThH), die in bewährter Weise in Kooperation mit der Volkshochschule Hochtaunus im Wintersemester 2021/22 auf dem Hochschul-Campus stattfand. Es sollte darum gehen, dem Phänomen der Polarisierung auf die Spur zu kommen und Wege zu entdecken, die jenseits der einfachen Antworten zu einem konstruktiven Miteinander in Gesellschaft und Kirche führen. Cord Schmelzle ist Politikwissenschaftler und leitet am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) ein Projekt zu Moral und Moralismus in öffentlichen Debatten. Hilfreich differenziert Schmelzle zwischen themenbezogener und gruppenbezogener bzw. affektiver Polarisierung. Während erstere nützlich sein kann, um eine Problemstellung in ihrem Aspektreichtum wahrzunehmen und kreative Lösungen zu finden, führt zweitere meist zu Antipathien und Spannungen zwischen divergierenden Gruppen. Eine weitere Differenzierung betrifft die unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen: Polarisierte Eliten gehen nicht zwangsläufig mit einer polarisierten Gesellschaft einher. Diverse mögliche Konstellationen können hier zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen führen. Grundsätzlich gelte aber, dass eine Verbesserung von Beteiligungschancen zu stärkerer sozialer Integration führe, während eine starke gruppenbezogene affektive Polarisierung gesellschaftliche Aushandlungsprozesse auch auf der Sachebene erschwere.

Dr. Cord Schmelzle leitet das Teilprojekt »Desintegration durch Moral?« und ist zugleich wissenschaftlicher Koordinator des Frankfurter Teilinstituts vom Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt.

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