Istrien 1840-1914

Eine Versuchsstation für die kulturelle Diversität und Hybridität des Habsburgerreiches: Als solche betrachtete die offizielle Statistik und Ethnographie Österreichs die Region Istrien nach der Bedrohung durch die 1848er-Revolution. Diese Einschätzung findet sich bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges in zahlreichen wissenschaftlichen und politischen Narrativen über die Halbinsel in der nördlichen Adria. Das Lokale wurde zum Muster für die Erklärung des Globalen, als Teil des Repertoires, mit dem die Donaumonarchie ihre neue Macht legitimierte. Francesco Toncich untersucht die Rolle des lokalen wie monarchieweiten Wissenschaftsbetriebes, der solche Kategorisierungsmuster im Wechselspiel zwischen Regionalismus, Nationalismus und Imperialismus entwickelte. Mithilfe einer wissenschaftshistorischen Analyse zeichnet er die Herausbildung einer regionalen Mikro- innerhalb der imperialen Makroordnung nach.

Geboren 1987; 2010 Bachelor of Arts in Neuerer und Neuester Geschichte (Universität Triest, Italien); 2015 Master of Arts in Osteuropäischer Geschichte (Universität Wien); Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Sonderforschungsbereichs 923 'Bedrohte Ordnungen' an der Universität Tübingen; 2019 Promotion (Tübingen); derzeit Post-Doktorat am Centre du Recherche en Histoire Européenne Comparée (CRHEC) der Université Paris-Est Créteil (UPEC).