Jagos "Credo" aus Verdis "Otello" - Analyse und Interpretation

Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Musik - Sonstiges, Note: 1.3, Humboldt-Universität zu Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: [...] Arrigo Boito, Verdis Librettist für dessen Oper ¿Otellö, orientierte sich beim Verfassen der Textvorlage zwar stark an Shakespeares Original, nahm jedoch kleine und dennoch bedeutende Veränderungen vor. Dies betraf beispielsweise religiöse Aspekte; Boito konnte sich auf diesem Gebiet größere Freiheiten erlauben, als es Shakespeare zu seiner Zeit möglich war. Eine dieser Veränderungen ist das ¿Credö des Bösewichts Jago in der zweiten Szene des zweiten Aktes, das in Shakespeares Werk gänzlich fehlt. Mit dem Hinzufügen dieses Monologs folgen Verdi und sein Librettist einer Operntradition: Szenen, die sich formal an das liturgische Credo anlehnen, findet man unter anderem auch bei Donizetti oder Gounod. Jago, der Protagonist dieser Szene, ist eine der inhaltlich gewichtigsten Figuren der Oper. Der Verlauf des Geschehens hängt entscheidend mit seinem Handeln zusammen; es gibt kaum eine Szene, in der Jago nicht auf der Bühne ist oder die ihm zugeordneten musikalischen Motive erklingen. Verdi unterstreicht somit auch kompositorisch die Bedeutung dieser Figur. Es erstaunt nicht, dass das ¿Credö in musikwissenschaftlichen Betrachtungen des ¿Otellö meist großen Raum einnimmt: Die Szene ist der einzige Moment der Oper, in dem Jago dem Zuhörer einen Einblick in sein Seelenleben und seine Motivation, Böses zu tun, gewährt. In dieser Arbeit soll anhand einer analytischen Vorgehensweise im Notentext untersucht werden, wie die markante Figur des Jago in seinem ¿Credö dargestellt wird. Dabei ist insbesondere die vielschichtige musikalische Gestaltung in Zusammenhang mit Boitos Libretto von Interesse. Nach einigen allgemeinen Aspekten über den Protagonisten und die Handlung der Szene wird zunächst die Textvorlage näher betrachtet und ein kurzer Bezug zu ihrem formalen Vorbild, dem kirchlichen Glaubensbekenntnis, hergestellt. Anschließend werden die bedeutendsten musikalischen und rhetorischen Momente herausgegriffen und unter dem Gesichtspunkt der charakterlichen Darstellung Jagos interpretiert.

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