Jan Hus zwischen Dogma und Reformation. Inwiefern beeinflusste Hussens Kirchenkritik die revolutionäre Bewegung in Böhmen?

Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Theologie - Biblische Theologie, Universität Augsburg, Sprache: Deutsch, Abstract: War Jan Hus dogmatischer Katholik oder ist er eher der Reformationsbewegung zuzuordnen? Vorliegende Hausarbeit untersucht, inwiefern die Ekklesiologie sowie die Soteriologie von Jan Hus im 14. und 15. Jahrhundert "revolutionären" Charakter besitzen und wieso er in Böhmen zum ¿Märtyrer für seine Ideen¿ wurde, als er 1415 am Scheiterhaufen hingerichtet wurde. In wesentlichen Teilen gleicht Jan Hussens Kirchenkritik stark der seines englischen Vorgängers John Wyclif. Hus hat große Teile seines englischen Vorgängers wortwörtlich übernommen und so erscheint es auf den ersten Blick, als trage Hus zu Unrecht einen bekannten Namen und habe nur wenig mehr zur revolutionären Stimmung in Böhmen beigetragen, als althergebrachte Gedankengänge zu kopieren. In der Forschungsgeschichte um die Rezeption seines Werkes waren bald nach Hussens Tod Stimmen zu hören, die darum bemüht waren, seine Originalität herauszustellen. Dabei wurde häufig auf tschechische Vorläufer Hussens hingewiesen, wie Konrad Waldauser oder Militsch von Kremsier; dass Jan Hus sich in ihrer Tradition sah, ist jedoch nicht belegt. Auch eine Überinterpretation einzelner Textstellen, die Hus eigene Schwerpunkte zuschreiben, wäre nicht wissenschaftlich, ebensowenig aber die Anklage, es handele sich bei den Werken Hussens um bloße Plagiate. Tatsächlich hat Hus die Kirchenkritik Wyclifs auf die historischen und politischen Geschehnisse seiner eigenen Zeit angewandt, ohne entscheidende neue Thesen einzubringen. Das schmälert seinen Wirkungskreis allerdings keineswegs. Die Gegebenheiten des 13. und 14.Jahrhunderts haben die Kirchenkritik Wyclifs vieler Orten gleichzeitig herausgefordert, wenn auch in modifizierter Weise. Zudem ist Jan Hus durchaus als geistig selbstständig einzuschätzen. Er übernahm große Gedankenstrecken Wyclifs Wort für Wort, selektierte dabei aber merklich und ordnete die Sequenzen in seinem Sinne an. Im Übrigen darf nicht von einem Plagiat nach heutigen Vorstellungen gesprochen werden, da dieses Vorgehen zur mittelalterlichen Gegenwart Hussens durchaus üblich war.

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