Jazz als poetologisches Prinzip im Roman

Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Musik - Sonstiges, Note: keine, Universität Hildesheim (Stiftung), Veranstaltung: Geschichte des Jazz, Sprache: Deutsch, Abstract: Theodor W. Adorno unterscheidet in seinen Schriften zur Musik zwischen Musik und Sprache. In seiner ontologischen Auffassung von Musik ist diese zwar 'sprachähnlich', Adorno weist jedoch auf einen wesentlichen Unterschied hin, wenn er behauptet: 'Sprache interpretieren heißt: Sprache verstehen; Musik interpretieren: Musik machen.' Hieraus folgt jene Aporie, dass sich Musik mittels wissenschaftlich-analytischer Sprache nicht erschließen lässt: 'Nur in der mimetischen Praxis erschließt sich Musik; niemals aber in einer Betrachtung, die sie unabhängig von ihrem Vollzug deutet.' Im Gegensatz zur Sprache, bildet die Musik kein 'System aus Zeichen'. Daraus resultiert, dass jedes musikalische Phänomen zunächst nicht auf ein System, eine Realität außerhalb seiner selbst verweist, sondern immer schon über sich hinaus. Nicht erst dann, wenn Einzelmomente wie das schwermütige Solo eines Bluesmusikers oder das wahnsinnige Tremolo des Free Jazz-Trompeters, symbolisch etwas ausdrücken, sondern vor allem, wenn sich über partikulare Intentionen des Musikers und sinnliche Reize beim Hörer hinaus der Zusammenhang eines Ganzen ergibt. Vor diesem Hintergrund, der die ontologische Aufgliederung zweier verschiedener Künste festlegt, und speziell im Kontext von Jazzmusik, will die vorliegende Arbeit in der Literatur nach Momenten des Jazz suchen, die zum poetologischen Prinzip für einen Text werden können, auch unmittelbar im Sprachmaterial; nach einer literarischen Richtschnur, die formal so verfährt, als versuche sie sich mit Motiven, Narrationsträngen, rhetorischen Hilfsmitteln und mit der Sprache selbst musikalischen Ideen und Schemata des Jazz anzunähern; diese also mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu adaptieren, den Text klingen zu lassen, als wäre er Jazzmusik.

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